Vivienne Westwood ist 70
Queen of Punk
Man nennt sie die "Queen of Punk": die englische Modedesignerin Vivienne Westwood, sicher eine der schillerndsten in der an Glamour nicht armen Modebranche. Am 8. April 2011 wird sie 70 Jahre alt.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 08.04.2011
Service
"Ich wollte keine Modedesignerin werden. Ich habe es ursprünglich getan, um meinen damaligen Boyfriend, Malcolm McLaren, zu helfen. Malcolm hatte damals angefangen, mit der Punk-Band Sex Pistols zu arbeiten. Davor haben wir mit Mode angefangen und ich habe ihm geholfen, aber ich wollte es eigentlich nicht." Das war 1970. Die Zeit der Hippies ging zu Ende.
Für die legendären Sex Pistols entwarf Vivienne Westwood einen neuen Look, und Kleider, die sie in ihrer Boutique in der Kings Road Nr. 430 mit Malcolm McLaren eröffnet hatte, verkaufte. Das Geschäft wechselte öfter den Namen, hieß schließlich kurz und bündig SEX - da gab es dann Erotikwäsche und S&M-Klamotten.
Aktuelle Kollektion "voll Energie"
Ihre erste Mode-Kollektion präsentierte Vivienne Westwood 1981, sie hieß "Pirates" und war vom Kleidungsstil der Seeräuber geprägt. Im Jahr darauf kam der Landhaus- und Cowboystil dran: das Ganze hieß "Nostalgia of Mud" also sinngemäß "Gatsch-Nostalgie". Bis heute sind es immer wilde, originelle Mischungen mit einigen Konstanten, etwa ein eigenes Schottenmuster.
Zur aktuellen Kollektion sagt die Westwood: "Für mich ist diese Kollektion voll Energie. Es sieht aus, als ob die Welt ein zerbrochenes Glas wäre, alles ist kaputt, es gibt viele blinkende, glänzende Lichter. Ich meine, vielleicht ist das eine positive Energie. Vielleicht sind wir auch eine gefährdete Spezies mit dem Besten, was die Welt in Milliarden von Jahren hervorgebracht hat. Wir sind wie die Sterne, die am Ende ihres Lebens immer stärker leuchten, bevor sie erlöschen."
Inspiration von alten Meistern
Obwohl es - oberflächlich betrachtet - nicht unbedingt so aussehen mag, legt die Workoholic Wert auf beste Verarbeitung, ein Raffinement, das sie nicht im Wiederspruch zu eigener Fingerfertigkeit und Phantasie sehen möchte: "Ich bin sehr für Dinge, die man selbst macht: Man braucht einen Umhang, da kann man ein Leintuch nehmen; und ich mag Strumpfhosen über Unterwäsche, einen kleinen Sweater und hochhackige Schuhe, Dinge, die man selbst machen kann, das mag ich!"
Ihre Inspirationen holt sie sich zum Beispiel in Gemälden alter Meister. "Die visuellen Referenzen sind das Hochmittelalter mit den Troubadours", sagt Westwood, "diese Prinzen mit großen Federn am Hut und blauen Strumpfhosen. In diesen religiösen Bildern sind die Kostüme vielfältig und unglaublich. Ich glaube, jedes meiner Kostüme könnte perfekt in das Bild passen!"
"Wie eine Göttin aussehen"
Schon immer hat sich Vivienne Westwood auch politisch engagiert: "Ich möchte sagen, das ich dieses Anarchie-Zeichen erfunden habe. Wir müssen die schrecklichen alten Leute loswerden, die die Welt regieren, und wir müssen schneller als das System sein, das ist die Lehre die ich aus dem Ganzen ziehe!" Doch das Empire liebt seine Rebellen, zumindest, wenn sie sich künstlerisch artikulieren - die Modeschöpferin wurde 1992 von der Queen geadelt.
Dame Vivienne arbeitet unterdessen unermüdlich weiter, sie unterrichtet auch: Ende der 1980er Jahre lehrte sie etwa drei Jahre an der Wiener Angewandten, dort lernte sie auch ihren jetzigen, um 25 Jahre jüngeren Mann kennen. Und nach wie vor predigt sie die Lust am extravaganten Schönen: "Das Paradoxe ist, dass Menschen glauben, dass wenn sie etwas Unauffälliges, Einfaches tragen, sie dadurch stärker als Persönlichkeit oder Schönheit auffallen werden. Das stimmt einfach nicht! Wenn man als eine Art Schönheitsfreak geboren ist, warum sollte man dann nicht wie eine Göttin aussehen??"