Volksoper zeigt "Land des Lächelns"
Luis Lima als Sou Chong
In den 1970er und 80er Jahren war Luis Lima einer der ganz großen Lieblinge des Wiener Opernpublikums. Allein an der Wiener Staatsoper war er über 170 Mal zu hören gewesen. Vor acht Jahren wurde es dann still um den argentinischen Tenor. Jetzt gibt es noch einmal Gelegenheit, ihn in Wien zu hören, denn an der Wiener Volksoper ist er als Sou Chong in Lehars "Land des Lächelns" zu hören.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 07.04.2011
"Ich habe Oper so vermisst, die Herausforderung, der Vorhang..." Wien war seine künstlerische Heimat. Und die hat Luis Lima vermisst. Hier hat er die größten Triumphe seiner Karriere gefeiert: Als Don Carlo, Turiddu, Nemorino, Alfredo, Macduff, Gabriele Adorno, Hoffmann, Werther oder Don José.
Aber auch die Mailänder Scala, die Met in New York und Covent Garden zählten zu seinen Stammhäusern. Es gibt überhaupt kein bedeutendes Festival oder Opernhaus, an dem Luis Lima nicht gesungen hätte. Er galt als außerordentlicher Verismo-Interpret.
Am Klassikmarkt ist er heute noch unter anderem durch Jean Pierre Ponnelles "Cosi fan tutte"-Film vertreten, einem legendären "Don Carlo" einer Luchino-Visconti-Produktion, sowie mit einer Einspielung von Massenetes "Le roi de Lahore" als Partner Joan Sutherlands.
Landwirt und Pferdezüchter
Vor ein paar Jahren verschwand er plötzlich von der Opernbildfläche, zog sich nach Argentinien zurück. Die Gründe sind denkbar simpel: Anfang der 2000er Jahre, als es in Argentinien wieder einmal eine Wirtschaftskrise gab, war es Luis Lima als Gegner der Regierung vier Jahre lang nicht gelungen, an einen neuen Pass zu kommen. Die Verhältnisse waren chaotisch, die Bürokratie undurchschaubar. Ohne Pass aber keine internationale Karriere. Der Rückzug war erzwungen.
Heute ist Luis Lima Landwirt im großen Stil, besitzt eine große Landwirtschaft und Pferdezucht: "Alles, was ich habe, habe ich mit meinen Gagen der Wiener Staatsoper gekauft. Es ist eine Sicherheit für die Zukunft."
Erinnerungen an alte Zeiten
Was blieb, sind die Erinnerungen an alte Zeiten, wie zum Beispiel Carmen mit Agnes Baltsa als Partnerin. "Ich würde gerne noch einmal 'Carmen' singen", so Lima. "Der Hass und die Liebe - diese Mischung, wie ich es nur mit ihr (Anm. Baltsa) gefühlt habe, das kommt nicht zurück. (...) Das habe ich zu Hause vermisst; ich war wie tot."
Jetzt fühlt er sich wieder lebendig - nach seinem Debüt als Sou Chong an der Wiener Volksoper. Ein Debüt das gleichzeitig sein Abschied sein soll, denn Luis Lima ist mehr als realistisch. In seinem Alter noch einmal eine Karriere zu starten, ist sehr schwierig. "Ich werde vielleicht für einige Leute in 'Das Land des Lächelns' gut sein. Vielleicht sagt irgendwer: Er klingt gar nicht so alt, vielleicht sagt auch irgendwer: Er klingt wie früher", aber die Welt sei anders geworden, sie gehöre nicht mehr den alten Leuten, "Oper gehör den Jungen".
An der Wiener Volksoper ist Luis Lima noch bis 16. April 2011 als Sou Chong in Lehars "Land des Lächelns" zu erleben. Am Sonntag, 10. April 2011, wirkt er am großen Volksopern-Benefizkonzert für Japan mit.
Textfassung: Ruth Halle
Service
Franz Lehar, "Das Land des Lächelns", bis 29. April 2011, Volksoper Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
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