Sicherung der Monarchie?

Royal Wedding

Es muss wohl Liebe sein: Vergessen sind alle Krisengeschichten und Hiobsbotschaften aus dem Buckingham Palace. Seit Thronfolger Prinz William und die bürgerliche Millionärstochter Kate Middleton ihre Verlobung bekannt gegeben haben, herrscht im Vereinten Königreich Traumhochzeit-Hochstimmung.

Am Hauptplatz vor Schloss Windsor genießen Touristen die Frühlingssonne, Personal in Uniform verteilt Besucherpässe. In den Schaufenstern der Souvenirläden lächeln William und Kate von Kaffeetassen, Tellern und Fahnen. Windsor ist fast so alt wie die britische Monarchie. Wilhelm der Eroberer kaufte den Mönchen von Westminster Abbey das Grundstück ab und ließ ab dem Jahr 1078 eine Holzburg errichten. Die Bewohner von Windsor gehören zu den treuesten Anhängern des Königshauses, eine Abschaffung der Monarchie kann sich hier niemand vorstellen.

Die Royals bringen durch den Tourismus Geld ins Land, sind die meisten überzeugt, andere lieben einfach die Paraden und den Pomp. Die Königliche Familie ist fixer Bestandteil der britischen Gesellschaft, man hat sich in den letzten 2000 Jahren an sie gewöhnt.

Hart arbeitende Elisabeth II.

Königin Elisabeth II. wird als hart arbeitendes Staatsoberhaupt wahrgenommen. Zweifelnde Töne über den Sinn, im 21. Jahrhundert an dieser Staatsform festzuhalten, sind - wenn überhaupt - von der jüngeren Generation zu hören:

"Wir leben seit mehr als 1.000 Jahren in einer Monarchie, sie hat sich aber stetig weiterentwickelt. Die Königin passt sich den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts an, sie ist heute eine völlig andere Herrscherin als vor 50 Jahren, sie macht Dinge anders, aber es funktioniert."

Dickie Arbiter, ehemaliger Pressesprecher der Königin, kennt das Palastleben wie kein anderer. Er persönlich sieht sich nicht als Verfechter der Monarchie, gibt sich aber pragmatisch. Eine bessere Alternative hätten die Briten noch nicht gefunden.

Rückhalt in der Bevölkerung

"Als Charles und Diana heirateten, war die Stimmung völlig anders. Die königliche Familie wurde in der Öffentlichkeit völlig anders wahr genommen als heute, es war fast naiv, wie im Märchen."

Tim Ewart, Königshaus-Berichterstatter für den britischen Privatsender ITV, sagt, es bestehe ein stillschweigender Vertrag mit den britischen Bürgern. Ohne ihren Rückhalt könne das Königshaus in einer Mediendemokratie nicht überleben. Als Gegenleistung müsse die ritualisierte, traditionsgeprägte britische Monarchie bürgerlicher werden. Mit Kate Middleton als zukünftige Gattin komme Prinz William dieser Forderung nach. Ein ähnlich tragisches Schicksal wie Prinzessin Diana dürfte ihr erspart bleiben, meint Ewart:

"Der Palast hat Kate Middleton bisher so gut wie möglich vor den Medien geschützt, William hat darauf bestanden, denn er ist überzeugt, dass seine Mutter Diana von den Medien gejagt wurde. Die Hochzeit jetzt wird, soweit es geht, als Privatangelegenheit dargestellt - obwohl es sich um den zukünftigen König von England und um die zukünftige Königin handelt."

Monarchie kein Vorteil

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird auch vom Königshaus noble Zurückhaltung bei den Ausgaben verlangt. Offiziell kostet die Monarchie die Briten umgerechnet einen Euro pro Kopf jährlich, es gibt aber keine verlässlichen Zahlen, wie viel die königliche Familie dem britischen Staat an Einnahmen bringt.

Es sei ein Irrglaube dass Großbritannien finanziell von der Monarchie profitiere, sagt Graham Smith von der Organisation Republic: "Die Pressestelle des Buckingham-Palastes hat dieses Argument in die Welt gesetzt, schließlich hat der Palast ein millionenschweres Pressebudget und arbeitet hart daran, diese Institution dem Volk zu verkaufen. Es ist aber dennoch eine extrem teure Institution, wir haben das teuerste Staatsoberhaupt in ganz Europa, das ist Missbrauch von Steuergeld."

Das Kostenargument ist für die Monarchie-Gegner aber zweitrangig. Sie wehren sich gegen die Aufrechterhaltung eines ihrer Meinung nach unzeitgemäßen Systems. Den britischen Bürgern bleibt es verwehrt, ein Staatsoberhaupt zu wählen oder sich selbst um das höchste Amt im Staat zu bewerben, die Thronfolge-Regelung diskriminiert Frauen und stellt sicher, dass nur ein Anhänger der Kirche von England Monarch werden kann.

Referendum über die Abschaffung der Monarchie

Umfragen zeigen, dass 80 Prozent befragter Briten der königlichen Hochzeit gelassen bis gleichgültig entgegen sehen, die Republikaner wittern nun ihre Chance. Graham Smith: "Es gibt keine tiefe Zuneigung mehr zum Königshaus, es gibt eher dieses Schulterzucken. Das macht es für uns wesentlich leichter, darauf aufzubauen."

Bis zum Jahr 2025 will Graham Smith ein Referendum über die Abschaffung der Monarchie im Parlament durchsetzen. "Viele Leute sagen: Ja, eines Tages wird die Monarchie abgeschafft, aber wir werden das nicht mehr erleben. Wir jedoch wollen dafür sorgen, dass wir diesen Tag noch erleben, daher dieses symbolische Datum. Wir sagen, es ist uns ernst damit, wir werden alles daran setzen, diese Institution abzuschaffen."

Oliver Cromwell tat dies zuletzt 1649 als er dem politisch zu aktiven König Karl I. den Kopf abschlagen ließ. England war nur elf Jahre lang eine Republik, nach Cromwells Tod wurde die Monarchie wieder eingeführt. Heute mehr als 340 Jahre später genießt Langzeit-Monarchin Elisabeth II. hohe Beliebtheitswerte.

Ein wahrer Fan

Margaret Tyler, offiziell die loyalste Königshausanhängerin, hat mehr als 10.000 Souvenirs der Royals in ihrem Haus, darunter ein eigenes Diana-Zimmer. William und Kate sind für sie das Zeichen, dass die britische Monarchie fit fürs 21. Jahrhundert ist: "William und Kate werden die jungen Leute wieder ins Boot holen. Die Königin ist für viele junge Menschen doch zu alt, schließlich wird sie heuer 85, aber William und Kate sind cool und modern."

Keine Änderung der Thronfolge in Sicht

Der Nächste in der Thronfolge ist allerdings Prinz Charles. Er mischt sich mit Vorliebe in politische Belange ein. Dieser Aktivismus kommt im Volk nicht gut an. Trotzdem wird er König werden, sagt der ehemalige Pressesprecher der Königin, Dickie Arbiter: "Manche sagen, Charles sollte abdanken und William sollte für ihn einspringen. Aber das kann er nicht entscheiden, sondern nur das Parlament, doch das würde darüber nie eine Debatte führen."

Zudem müsste nicht nur Großbritannien, sondern auch jene Commonwealth-Staaten zustimmen, in denen der britische Monarch als Staatsoberhaupt fungiert. Eine Änderung in der Thronfolge gilt als unwahrscheinlich.

Die britische Monarchie lebt weiter – für Margaret Tyler ist kein Ende in Sicht: "Können Sie sich ein Leben ohne die königliche Familie vorstellen? Ich nicht. Warum kommen denn so viele Amerikaner herüber, seit die Verlobung bekannt ist? Sie wollen bei der Hochzeit dabei sein! Menschen auf der ganzen Welt lieben die Königliche Familie, aber leider wird immer wieder auf ihr herumgehackt, ich weiß nicht warum. Wir sollten doch froh und glücklich sein, dass wir sie haben!"