Roman von Carlos Ruiz Zafón
Marina
Zu den Erfolgsautoren des letzten Jahrzehnts zählt zweifellos Carlos Ruiz Zafón. Mit seinem Roman "Der Schatten des Windes" landete der Spanier vor zehn Jahren in seiner Heimat einen Bestseller. In der deutschen Übersetzung war der Roman lange Zeit Nummer Eins der hiesigen Verkaufslisten. Der 1999 erschienene Roman "Marina" erscheint jetzt erstmals in deutscher Übersetzung.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell | 12 04 2011
Vor seinem Durchbruch als Romanautor schrieb der in Los Angeles lebende Zafón vor allem Kinder- und Jugendbücher.
Literarische Applikationen
Kaum ist das neue Buch des Erfolgsautors erschienen, stehen auch schon die passenden Applikationen fürs Handy bereit. Dem interaktiven Barcelona-Rundgang auf den Spuren von Ruiz Zafón steht nichts im Wege: Das entsprechende Programm wurde um die Schauplätze und Sehenswürdigkeiten des neuesten Romans erweitert. So kann man sich - Handy in Händen - gleich auf mehrere Touren begeben, die in dem entlegenen Bezirk Sarrià enden.
Ruiz Zafons Bestseller, allen voran das "Spiel des Engels", sind Stadtromane: sie rufen im Leser eine besondere Atmosphäre wach, die nur ein privilegierter Beobachter der Zeit und Örtlichkeit wiedergeben kann. Wissen und Einsichten zur Stadt verdankt Riuz Zafón seinem Vater.
Wissen über die Stadt
"Ich wohnte im Viertel der Sagrada Familia und musste durch die halbe Stadt in die Jesuitenschule von Sarriá fahren", so Zafón. "Mein Vater war Versicherungsvertreter und ich half ihm bei der Arbeit. Er schickte mich mit Rechnungen zu seinen Kunden und so bekam ich mit zehn Jahren Eintritt in Büros, Villen und sogar ein Klausurkloster. Ich lernte die Stadt von allen Seiten kennen und mit der Zeit habe ich dieses Wissen auch eingesetzt."
Doch von den mysteriösen Gässchen, die vom Nieselregen im Roman "in Silber gekleidet" werden, von verwunschenen Gärten, die "den Geruch von Fäulnis" verbreiten und den verfallenden Villen mit ihren unzähligen Geheimnissen ist in dem Viertel hoch über der Metropole wenig geblieben: Wo der Erzähler tatsächlich in den frühen 1970er Jahren ins Jesuiteninternat zur Schule ging, stehen heute dreistöckige Wohnhäuser. Nur im Roman, der die Geschichte des Gymnasiasten Oscar und seiner Zufallsbekanntschaft Marina erzählt, ist die Zeit scheinbar stehen geblieben.
Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten
"Der Leser heute hat sich ein Sammelwerk unterschiedlicher Sprachen zu Eigen gemacht, ohne sich dessen bewusst zu sein. Werbung, Fotografie, Kino, Design, sie ergeben eine Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten, wie sie dem Leser zurzeit von Tolstoi und Dostojewski nicht zur Verfügung standen. Ich dachte immer, wenn wir schon diese Vielzahl von Sprachen entschlüsseln können, warum sollte ich nicht die Sprache der Comic, Kino, Videoclip, was immer, in meine Romane aufnehmen", sagt Zafón.
Zafón-Fans schwärmen von dessen Erzählkunst, die sie im "Spiel des Engels" oder dem "Schatten des Windes" in eine fremde, geheimnisvolle Welt eintauchen ließ. Zafóns Phantasiewelt von Freundschaften und Schrecken, von Lieben und Intrigen hat weltweit ein Millionenpublikum erobert.
Seine kreative Karriere begann der 1964 in Barcelona geborene Ruiz Zafón als Werbetexter. Diese Grundschule der saloppen Formulierungen und angestrengten Bilder merkt man dem Autor in dem bereits vor zwölf Jahren erschienenen Jugendroman "Marina" deutlich an.