"Schwarzkopf" von Arman T. Riahi
Mileustudie der Rapper
Es gehört zum Selbstverständnis vieler Rapper, ein übles Image nach außen zu tragen. So sind es häufig überaus aggressive und gewaltverherrlichende Texte, in denen die Musiker ihre Kritik an der Gesellschaft äußern. Der österreichische Dokumentarfilm "Schwarzkopf" fragt jetzt nach, was hinter Macho-Pose und Bösebuben-Image steckt.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 04.05.2011
Hauptfigur des Films ist der iranisch-stämmige Rapper Nazar. Nach einer problematischen Jugend und einem Gefängnisaufenthalt, hat er eine erfolgreiche Musikkarriere begonnen. Als er bei der Wien-Wahl letztes Jahr die SPÖ unterstützte, griff der freiheitliche Generalsekretär Vilimsky ihn wegen seiner gewaltverherrlichenden Texte an. Regisseur Arman T. Riahi nahm diese Anschuldigungen als Ausgangspunkt für seinen Film.
Wer sich näher mit Rap beschäftigt, so Regisseur weiter, der weiß, dass Provokation und Übertreibung Teil des Spiels sind. Im Film hat er Nazar die Möglichkeit gegeben, Stellung zu seinen Texten zu beziehen.
Musik als Ventil
Die gemeinsame Herkunft aus dem Iran hat Regisseur Riahi den Zugang zu Nazar erleichtert. Daneben war es aber auch die zwei Jahre dauernde Drehzeit, die geholfen hat, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Der Filmemacher bekam Zugang zum Freundeskreis Nazars und so wurde aus dem geplanten Einzelporträt mehr und mehr das Porträt eines ganzen Milieus. Und das ließ vor der laufenden Kamera oft unvermittelt die Böse-Buben-Maske fallen.
Für viele Jugendliche bietet die Musik tatsächlich ein Ventil, um Frustration und Aggression abzubauen. In öffentlichen Parkanlagen treten sie da rappend gegeneinander an. Der Film verharmlost aber nicht. Die Perspektivenlosigkeit der jungen Leute und das drohende Abrutschen in die Kriminalität sind allgegenwärtig.
Publikumspreis der Diagonale
Nicht nur über, sondern auch für die Rapper hat Arman T. Riahi seinen Film "Schwarzkopf" gedreht. Um die jungen Leute auch ins Kino zu bekommen, hat er eine dem Spielfilm entlehnte, auf Effekte und Farbigkeit setzende Bildsprache gewählt. Bei der Diagonale ist das Konzept aufgegangen, denn von dort konnte "Schwarzkopf" den Publikumspreis mit nach Hause nehmen.