Bühnenhit kommt in die Josefstadt
Shaffers "Amadeus" in Wien
1979 wurde das Mozartstück "Amadeus" von Peter Shaffer uraufgeführt. 1984 folgte die Verfilmung von Milos Forman, der mit Golden Globes und Oscars überhäuft wurde. Seither ist das Stück ein Bühnenhit, den nun auch das Theater in der Josefstadt neu herausbringt. Am Donnerstag, 5. Mai 2011 ist Premiere.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 05.05.2011
Stück veränderte Mozart-Bild
Peter Shaffers Stück " Amadeus" war vielleicht der wichtigste Auslöser für eine Veränderung des weit verbreiteten Mozart-Bildes. Dem klassischen Genie mit dem nach ihm benannten Mozart-Zopf, das in der Nazizeit und bis in die sechziger Jahre gepflegte Bild vom deutschen Musiksetzer, der beruhigenden, schöngeistige Musik schrieb, wurde ein wilder, triebhafter Kobold entgegengestellt, aus dem es furzt und der den analen Vergnügungen ebenso ergeben war wie seiner revolutionären Musik. Ein früher Popstar, polymorph pervers und keine feudale Autorität fürchtend.
Florian Teichtmeister, der Jungstar der Josefstadt, verkörpert Mozart; Josefstadt-Chef Herbert Föttinger den Hofkomponisten Salieri, der ihm seinen Erfolg neidet, obwohl er sein Genie erkennt. Inzwischen ist dieses Mozart-Bild längst schon wieder zum Klischee geworden und viele neue Bücher haben vor allem Antonio Salieri Gerechtigkeit widerfahren lassen, dessen Werke wieder aufgeführt werden, sogar in der Mailänder Scala.
Erfahrener Josefstadt-Regisseur
Der aus Polen stammende Regisseur Janusz Kica hat an der Josefstadt schon unzählige Inszenierungen geschaffen, auch in den Direktionen vor Herbert Föttinger. Es sei "die zehnte oder elfte Produktion" in der Josefstadt, so der Regisseur.
Kica ist sich der Fallen bewusst, die eine Aufführung von "Amadeus" in Wien und noch dazu im rokokohaften Theater in der Josefstadt in sich birgt: "Diese Kolportage und vor allem die Tatsache, dass wir das Stück in Wien spielen - bestimmte Sachen sind hier einfach obsolet. Es gibt wahnsinnige Informationen im Stück, über Mozart, Schönbrunn, Josef II., die die Österreich natürlich wissen - das gehört gestrichen. Die Konzeption von Peter Shaffer, eine Bühne auf der Bühne zu haben und das Illustrative - dem haben wir versucht aus dem Weg zu gehen."
Auslöschung der Sinnlichkeit
Worum geht es Janusz Kica vor allem in seiner Neuinszenierung von Shaffers "Amadeus"? "Es geht auch um die Auslöschung der Sinnlichkeit - das ist für mich das Thema."
Der Konflikt zwischen Genialität und Mittelmäßigkeit, Künstler und Beamtentum, Widerstand und Diensteifer wird in Shaffers Stück auf überaus spannende und unterhaltsame Weise dramatisiert. Als historisch richtiges Mozart-Bild ist Shaffers Stück "Amadeus" ebenso wenig brauchbar wie die vorangegangenen Klischees.
Textfassung: Rainer Elstner
Service
Peter Shaffer, "Amadeus", ab 5. Mai 2011, Theater in der Josefstadt,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent an der Abendkasse).
Theater in der Josefstadt