Strategien gegen weiteren Ölpreisanstieg
OPEC berät über Fördermengen
Die Ölminister der zwölf Staaten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) beraten in Wien wieder über Ölfördermengen. Sowohl OPEC als auch Experten sind uneins: Soll die OPEC mehr Öl produzieren, um den hohen Ölpreis zu bekämpfen? Oder ist es besser, nichts zu ändern, um keine Nervosität auf den Märkten auszulösen?
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 08.06.2011
Markt braucht mehr Öl
Das teure Öl verärgert nicht nur Konsumenten, weil der Spritpreis steigt, sondern ein hoher Ölpreis bremst auch die Wirtschaft, sagt Ölmarktexperte Johannes Benigni. Daher sollte OPEC ihre Ölproduktion ausweitet, denn durch mehr Angebot würde der Ölpreis sinken. Die derzeitige Fördermenge liegt bei rund 25 Millionen Fass Öl pro Tag. Der Markt würde eine Anhebung des Produktionsziels von mindestens zwei Millionen Fass pro Tag brauchen, so Benigni. "Dann wären Preise von 70 bis 90 Dollar wieder realistisch."
Anstieg auf 150 Dollar?
Derzeit liegt der OPEC-Ölpreis bei rund 110 Dollar pro Fass, ein Fass der für Europa wichtigen Nordseesorte Brent kostet 117 Dollar. Dreht die OPEC den Ölhahn nicht weiter auf, dann könnte das - in Kombination mit einem weiterhin schwachen Dollar - dazu führen, dass der Ölpreis wie im Jahr 2008 auf 150 Dollar steigt, so Benigni.
OPEC gespalten
Vor allem die OPEC-Mitglieder Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen, die zu den weltgrößten Ölproduzenten gehören, machen dem Vernehmen nach Druck, dass die OPEC die Fördermengen erhöht, um den Ölpreisanstieg zu drosseln. Widerstand gegen höhere Förderquoten könnte dagegen von Iran und Venezuela kommen.
Verunsicherung treibt Ölpreis
Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin sagt, eine Ausweitung der Ölproduktion würde ein falsches Signal aussenden: Der Ölpreis steige nämlich nicht deshalb, weil es zu wenig Öl am Markt gebe, sondern weil vor allem die politischen Unruhen in Nordafrika Anleger verunsichern würden. Eine Erhöhung der Fördermengen würde diese Verunsicherung noch verstärken. Stattdessen, so Kemfert, sollten die OPEC-Ölminister eher ein Signal der Ruhe setzen und in ihren Aussagen betonen, dass es ausreichend Öl auf dem Markt gebe.
Die zwölf OPEC-Mitgliedsstaaten fördern zusammen etwa ein Drittel des weltweit verfügbaren Erdöls und kontrollieren 80 Prozent der Reserven.