Premiere von "The Select (The Sun Also Rises)"

Hemingways "Fiesta" auf der Bühne

"Fiesta" hießt Ernest Hemingways erster Erfolgsroman. Er handelt von einer Gruppe desillusionierter Amerikaner, die in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg durch Europa ziehen. Der US-amerikanische Theaterregisseur John Collins und seine New Yorker Theatergruppe "Elevator Repair Service" haben die Geschichte für die Bühne adaptiert.

Kultur aktuell, 23.05.2011

Kaschierte Traurigkeit

In Ernest Hemingways Roman "Fiesta" treibt es die handelnden Personen durch ganz Paris und halb Europa. In der Bühnenadaption von "Elevator Repair Service" bildet den optischen Rahmen aber einzig und allein eine holzvertäfelte Bar, in der sich Schnaps- und Weinflaschen aneinanderreihen. Doch dieses Bühnenbild trifft es schon ganz gut: Denn die kriegstraumatisierten jungen Amerikaner, die hier durch das Europa der 1920er Jahre vagabundieren, haben sowieso nur eines im Sinn: nämlich Trinken und Feiern.

Es handelt sich um Menschen aus gutem Haus, die sich weltgewandt durch die Fremde bewegen, aber auch um Heimatlose, die durch exzessive Lebensfreude versuchen, ihre Traurigkeit und die Wunden der Vergangenheit zu kaschieren. Genau diese Ambivalenz der Figuren habe ihn interessiert, erklärt der Leiter der Theatercompany und Regisseur des Stücks, John Collins.

Bühnentauglicher Roman

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der junge Jake Barnes, der im Roman wie auch im Stück als Erzähler durch die Handlung führt. Er hat durch eine Kriegsverletzung seine Potenz verloren; seine Liebe zur umtriebigen Brett bleibt deshalb unerfüllt. Neben den Feiern und Trinkgelagen, die in einer siebentägigen Fiesta im spanischen Pamplona ihren Höhepunkt finden, schwelen Konflikte zwischen den Helden der Geschichte, die einander eine seelische Grausamkeit nach der anderen zufügen.

Regisseur John Collins ist es gelungen, Hemingways sarkatischen Humor auf die Bühne zu übertragen. Nicht zum ersten Mal haben "Elevator Repair Service" einen Romanklassiker für das Theater adaptiert. So dienten auch schon "Der große Gatsby" von Francis Scott Fitzgerald und William Faulkners "The Sound and the Fury" als Vorlagen. Das aktuelle Stück "The Select" ist somit das Ende einer Trilogie, in der sich das Ensemble großen Werken aus dem Amerika der 1920er-Jahre gewidmet hat. Die Literatur dieser Epoche sei höchst bühnentauglich, meint John Collins.

Die theatrale Umsetzung ist so humorvoll wie authentisch ausgefallen. Geschickt wird mit Musik und Geräuschen gespielt; der originelle Einsatz vorhandener Accessoires wiederum ermöglicht es, dass die vielen Ortswechsel im Roman auch auf der Bühne funktionieren. Und auch mit seiner schauspielerischen Leitung überzeugt das Ensemble. Einige Kürzungen würden dem Stück, das im Laufe von dreieinhalb Stunden doch Längen bekommt, allerdings gut tun.

Service

Wiener Festwochen - The Select (The Sun Also Rises)