Rabl-Stadler weist Kritik zurück
Rechnungshof rügt Salzburger Festspiele
Schlampigkeiten und ungenügende Kontrollmechanismen bei den Salzburger Festspielen ortet ein Rohbericht des Rechnungshofes, der jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist. Im Ö1 Mittagsjournal wies Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler die Vorwürfe aufs Heftigste zurück. Sie zeigt sich von dem Bericht enttäuscht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.06.2011
Interview mit Helga Rabl-Stadler
Fehlen interne Kontrollen?
Trotz hervorragender Einnahmen und steigender Besucherzahlen fehlten interne Kontrollen, heißt es in dem Rohbericht des Rechnungshofes, vor allem fehle ein unabhängiges, von der Geschäftsführung getrennt eingerichtetes Aufsichtsorgan.
Und weiter: Die Geschäftsführung sei veraltet. Die Kostümabteilung beispielsweise habe seit 19 Jahren keine Inventur durchgeführt. In der Lohnverrechnung würden teilweise noch handschriftliche Karteikarten geführt.
Rabl-Stadler nicht erfreut
Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler zeigte sich im Ö1 Mittagsjournal wenig erfreut über den Bericht: "Er verallgemeinert einzelne Verfehlungen", so Rabl-Stadler. "Ja, es stimmt, wir haben zwölf Vergabefehler gemacht - wir haben aber hunderte Vergaben richtig gemacht."
Ein weiterer Punkt stört Rabl-Stadler ganz besonders: "Die Festspiele werden nach kameralistischen Gesichtspunkten geführt. Das heißt wir haben eine Einnahmen/Ausgaben-Rechnung. So sieht es das Gesetz aus 1950 vor. Der Rechungshof ist nun der - möglichen - Ansicht, dass wir eigentlich wie Unternehmen bilanzieren sollten. Selbstverständliche nehmen wir das ernst, dass der Rechnungshof die Empfehlung gibt, in Hinkunft zu bilanzieren. Aber genauso selbstverständlich ist es unfair, dass der Rechnungshof uns jetzt bereits nach den Grundsätzen der Bilanzierung prüft, so als müssten wir das jetzt schon tun und als würden wir jetzt eine Verfehlung begehen, wenn wir eine Einnahmen- und Ausgabenrechnung führen. Das finde ich unfair."
"Zusätzliche Kontrollen eingezogen"
Viele Kritikpunkte würden auf diesen Aspekt zurückgehen: "Buchhaltung, Kontrolle, Anlageverzeichnis, Abschreibungen - das ist sehr unangenehm, wenn hier der Eindruck erweckt wird, als wäre unsere Rechnungslegung nicht korrekt. Auch die Unternehmen, die uns in den letzten Jahren geprüft haben - man darf nicht vergessen: wir haben immer unbeschränkte Vermerke bekommen für unseren Jahresrechnungsabschluss -, haben festgestellt, dass wir sehr viele Sachen machen, die wir gar nicht tun müssten, zusätzliche Kontrollen eingezogen haben. Dieser Eindruck wird leider im Rechnungshofbericht gar nicht erweckt und das trifft und natürlich gerade nach dem Fall Kretschmer sehr."
Handlungsbedarf im Bereich Kontrolle sieht Rabl-Stadler nicht, denn man habe bereits gehandelt: "Das ist ein Thema, das mich besonders schmerzt. Wir haben stundelange Gespräche mit dem Rechnungshofe geführt, in denen wir ihm gesagt haben, welche Konsequenzen wir aus dem Fall Kretschmer gezogen haben. Und nichts davon steht in dem Bericht."
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