Bildungsexperten uneins

Fünfer-Debatte: Modell umstritten

Das in der Vorwoche von SPÖ und ÖVP schon als Quasi-Einigung präsentierte Modell der modularen Oberstufe wackelt wieder. Trotzdem will es Ministerin Claudia Schmied (SPÖ) in Begutachtung schicken. Der Plan, dass Schüler künftig nur noch ab vier Fünfern die Klasse wiederholen müssen, ist auch bei Bildungsexperten nicht ganz unumstritten.

Mittagsjournal, 21.06.2011

Module statt Jahre

Vorweg noch einmal die Reformidee in Schlagworten: Es geht nicht mehr um das Erreichen eines Jahresziels, mit allenfalls dicker Entscheidungsprüfung im Juni, oder gar Nachprüfung im Herbst. Sondern, es geht um das Absolvieren von Teilprüfungen, von Modulen, deren es mindestens vier pro Schuljahr geben soll und muss. Was man geschafft hat, hat man geschafft, Sitzenbleiben soll dadurch der absolute Ausnahmefall bleiben - dann, wenn die Zahl der nicht absolvierten Module gar zu groß ist.

Experten unterschiedlicher Meinung

Jetzt wackelt die Sache aber offenbar wieder. Was der Bildungswissenschafter Michael Schratz von der Universität Innsbruck, bedauert. Er sagt zur modularen Oberstufe, sie sei wichtig um die starren Unterrichtsstrukturen zu öffnen.

Wohingegen Bildungsforscher Stefan Hopmann von der Uni Wien zum Thema modulare Oberstufe recht ungerührt formuliert: man könne es machen oder auch bleiben lassen, das mache keinen großen Unterschied. Wobei Hopmann nicht falsch verstanden werden will: Sitzenbleiben sei immer falsch sagt Hopmann, nur könne dies auch durch andere Maßnahmen verhindert werden: man könne Module einführen, oder Klassenorganisation, Kleingruppenorganisation, all dies habe unterschiedliche Eigenschaften.

Module fördern die Leistung

Der Innsbrucker Michael Schratz verlangt jedenfalls, her mit dem neuen System, man habe an einem Innsbrucker Gymnasium versuchsweise die allerbesten Erfahrungen damit gemacht. Dass das Modulsystem leistungsfeindlich sei, bestreitet er. Im Gegenteil, es fördere die Leistung. Wenn Schüler unterschiedlicher Leistungsniveaus zusammenkommen, motiviere das. Die Diskussion laufe auch falsch, man sollte nicht auf die schlechten Leistungen schielen, sondern die guten fördern, dann komme es zu einem Zuwachs von Leistung.

Umsetzung ist um und auf

Gute Erfahrungen des Innsbrucker Bildungsforschers Schratz also, von gemischten Resultaten mit diesen Vierteljahresprüfungsmodulen, berichtet hingegen der Wiener Uni-Experte Hopmann: es komme schlicht darauf an, wie das die Schule in der Praxis umsetze. Wie und ob die modulare Oberstufe umgesetzt wird, bleibt also jetzt abzuwarten.