Museum für Volkskunde zeigt jüdische Gebrauchsobjekte

Von Dreideln, Mazzes und Beschneidungsmessern

"Von Dreideln, Mazzes und Beschneidungsmessern" lautet der Titel einer kleinen Sonderausstellung im Museum für Volkskunde in Wien; dahinter steht ein Studierenden-Projekt zur Sachkultur-Forschung: wem gehörten die Objekte, wozu dienten sie, wie kamen sie ins Museum?

Die ausgewählten Gebrauchsgegenstände sind erstmals seit der Zeit des Nationalsozialismus zu sehen.

Was ist jüdisch?

Unter anderem das haben Studierende des Wiener Universitätsinstituts für Europäische Ethnologie gefragt und hinterfragt; was ist zum Beispiel jüdisch an einem Messing-Tischleuchter aus dem 19. Jahrhundert? An sich nichts, so die Kuratorin Barbara Staudinger vom Institut für jüdische Geschichte in Österreich; nur das Museumsinventar von 1900 weise ihn als "Synagogenleuchte" aus.

"Als zweites Beispiel haben wir eine Keramik aus dem Burgenland, die 1950 als "alter Jude" inventarisiert wurde. Wenn man die Beschreibung liest sieht man die jüdischen Stereotype, nur: sind es wirklich jüdische Stereotype? Hatte die Person, die, die Keramik gemacht hat einen Juden im Kopf oder nicht? Das war eine dieser Fragen, die wir uns gestellt haben und an Hand derer wir versucht haben weiter zu arbeiten", sagt Barbara Staudinger.

Alltagsgegenstände samt Gebrauchsspuren

20 Gegenstände werden gezeigt, Alltägliches samt Gebrauchsspuren. Die meisten waren vor dem Nationalsozialismus im Museum ausgestellt und wurden 1938 ins Depot geräumt; andere Objekte kamen während der Kriegsjahre direkt ins Depot.

Kurze Texte dazu eröffnen unterschiedliche Kontexte - wie jüdische Rituale, Arisierung, Restitution, schildert Kuratorin Birgit Johler; ein Beispiel ist die gezeigte Mesusa, also eine Hülse mit Toratext, die am Türpfosten angebracht wird.

"Die Mesusa stammt aus der Ukraine, sie wurde 1944 von einer Person, vermutlich einen Wehrmachtssoldaten, nach Wien gebracht und 1947 dem Museum geschenkt. Zwei Studentinnen stellen unterschiedliche Fragen. Zum einen: welche Bedeutung hat so ein Objekt, als sichtbares Zeichen? Zum anderen: welche Fragen stellen wir uns als Museum? Also, wie wurde es von Haus entfernt? Haben die Bewohner und Bewohnerinnen zu diesem Zeitpunkt noch gelebt?", sagt Birgit Johler.

Service

"Von Dreideln, Mazzes und Beschneidungsmessern. Jüdische Dinge im Museum", Österreichisches Museum für Volkskunde; 22. Juni - 16. Oktober 2011, Laudongasse 15-19, 1080 Wien
Ausstellungsdauer:

Österreichisches Museum für Volkskunde
Institut für jüdische Geschichte in Österreich
Institut für europäische Ethnologie