Ausstellung in Essen
Historische Krupp-Werksfotografien
Seit 150 Jahren wird alles, was beim Industriekonzern Krupp geschieht, fotografisch dokumentiert. Im historischen Stammsitz der Krupps, der Villa Hügel in Essen, wird jetzt eine Auswahl historischer Krupp-Werksfotografien gezeigt.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 02.07.2011
Für Stärke und Macht der deutschen Großindustrie steht seit zwei Jahrhunderten der Name Krupp wie kein anderer. Auch für deutsche Rüstungsgüter war Krupp stets bekannt, kaiserliche Truppen und auch die Wehrmacht der Nationalsozialisten zogen mit Krupp-Kanonen in den Krieg.
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Militärische Hochrüstung
200 Jahre ist es her, dass Friedrich Krupp in der Stadt Essen eine Gussstahlfabrik gründete. Da waren es noch viele Jahre bis zum hierzulande oft beschworenen Mythos Krupp, der über die Jahrzehnte reifte. Der industrielle Aufstieg Deutschlands ist mit den Schwerindustrie-Produkten aus dem Hause Krupp untrennbar verbunden, allerdings auch militärische Hochrüstung mit folgendem Niedergang.
Kanonen aus Kruppstahl gehörten schon früh zum Sortiment, und das Engagement in der Rüstungsindustrie bedingte auch stete Nähe zu den jeweiligen Machthabern, dem Kaiserhaus und später auch den Nationalsozialisten.
Junges Medium Fotografie genutzt
Kanonen aus dem Hause Krupp waren im Jahr 1865 auf der Weltausstellung in Dublin zu sehen, aber was über den Kanonen zu sehen war, das verblüffte die Zeitgenossen noch viel mehr. Schon damals hatte Krupp das junge Medium Fotografie für sich entdeckt und für seine Werbezwecke eingespannt. Ein riesiges Panoramabild des Krupp- Werksgeländes in Essen war da zu bestaunen, geschaffen in der werkseigenen "Photographischen Anstalt", die zeitweise bis zu 500 Mitarbeiter beschäftigte.
Rund zwei Millionen Fotografien umfasst die Sammlung. Ralf Stremmel, der Leiter des Historischen Krupp- Archivs stellt 343 von ihnen jetzt in der Villa Hügel in Essen aus: "Die Leitfrage ist die Frage nach den Zwecken, den Verwendungsweisen von Fotografie. Fotografie kann zur Werbung und Öffentlichkeitsarbeite eingesetzt werden. Sie kann aber auch rein zur internen Dokumentation dienen."
Auf Effekt bedacht
Dokumentation dessen, was sich bei Krupp abspielt, und Verwendung der Bilder zum Wohl des Unternehmens, das stand am Beginn. Später wurde auch über andere Zwecke nachgedacht, auch in den Krupp- Patriarchen steckte etwas vom alles überwachenden Großen Bruder: "Alfred Krupp hat einmal mit dem Gedanken gespielt, eine umfassende fotografische Dokumentation all seiner Arbeiter anfertigen zu lassen, auch um dann später Porträts derjenigen zu haben, die schnell wieder - vielleicht aus politischen Gründen - entlassen werden; also so eine Fotografie als Schwarzes Buch derjenigen, die man nicht beschäftigen wollte. Das blieb Plan und Wunschdenken."
Stets wurde in den Krupp-Fotos auf den gewünschten Effekt geachtet. Das Werk wurde anfangs vor allem an Sonntagen und bei Windstille abgebildet, zu viel Rauch und Dampf hätten sonst den Eindruck getrübt. Wenn riesige Wagenachsen oder Kurbelwellen im Bild sind, dann gerne an Kränen schwebend, dominant thront das Produkt so über seien Erzeugern.
Bemühen um Verklärung
Anfang der Sechzigerjahre entstand aber auch eine eigene Fotoserie, die den Menschen bei Krupp gewidmet war, den Arbeitern, auch von einem gewissen Bemühen um Verklärung getragen: "Da rückt die Kamera dem Gesicht des Arbeiters sehr nahe", so Stremmel. "Es kommt dazu, dass man fast in den Falten des Gesichtes liest. In den Gesichtern der Menschen soll sich der Mythos Stahl, vielleicht auch der Mythos Krupp, wiederspiegeln."
Kritik an Ausstellung
Kritiker haben bemängelt, dass in den Bildern viel zu wenig von dem zu sehen ist was abseits des Mythos Krupp geschah: etwa der massenhafte Einsatz von Zwangsarbeitern im Krieg. Auf diese Aspekte werde in der normalen Dauerausstellung in der Villa Hügel eingegangen, heißt es von den Veranstaltern. Und bei den wenigen Bildern aus dem Krupp- Archiv, die Zwangsarbeiter zeigen, sei unklar, wie stark sie durch Inszenierung verfremdet sind.