Kunst für den Papst

Der Glanz der Wahrheit

Der Vatikan und die Tradition, dass Künstler für den Papst bauen und malen, besteht schon lange. Benedikt XVI. hat sich jetzt wieder dieser Tradition besonnen anlässlich seines Pastoraljubiläums, es ist auch sein sechzigstes.

Kulturjournal, 05.07.2011

Paolo Portoghesi entwarf gleich eine ganze Kirche, natürlich nur als Modell. Eine für den eklektischen römischen Architekten typische Kirche: Viele Ecken und Winkel, Türme und filigrane Stützpfeiler. Die Kirche ist ein Geschenk für Benedikt XVI., zum 60. Pastoraljubiläum.

Der deutsche Fotograf Christoph Brech schenkt dem Papst Bilder, Vatikanfotos. Sein Ziel ist, "die eher stillen Momente einzufangen, die ruhigen Räume ohne Leute, die Stimmungen des Lichts. Ich arbeite an diesem Projekt jetzt seit einem Jahr immer wieder."

Brechs Fotografien zeigen einen fast schon verzauberten Kirchenstaat und seine Museen: einsam ohne Besucher, die Hektik ins Bild bringen würden.

Viele Kunstrichtungen vertreten

Fotografien, Entwürfe für Gebäude, musikalische Kompositionen, Gemälde, Kurzfilme und Skulpturen: 60 Künstler aller Kunstgattungen ließen sich vom Papst und seiner Kirche inspirieren. Darunter viele Architekten: der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer, der Italiener Renzo Piano und der Schweizer Mario Botta.

Der estnische Komponist Arvo Pärt komponierte ein Musikstücke, Mimmo Palladino, Arnaldo Pomodoro und andere bildende Künstler schickten Skulpturen und Gemälde. Der griechische Maler und Bildhauer Jannis Kounellis, seit Jahren Wahlitaliener, schenkte dem Papst ein Werk, das an das Gebot der Armut erinnern soll.

Dazu Micol Forti, Kuratorin der Sammlung für zeitgenössische Kunst in den vatikanischen Museen: "Er hat dieses Kunstwerk extra für diesen Anlass geschaffen: ein alter Mantel, der an einem Haken hängt. Kounellis will damit die Armut und die Bedürfnislosigkeit darstellen, die seiner Meinung die Kirche zum Ausdruck bringen sollte. Der Papst war sehr angetan von diesem Kunstwerk."

Kunst und Kirche wieder einander näher bringen

Die Idee zu der Ausstellung hatte der agile Kulturminister des Kirchenstaates, Kardinal Gianfranco Ravasi. Ihm geht es um nicht weniger als um die Wiederzusammenführung von Kunst und Kirche: "Ihre Wege haben sich in den letzten Jahrzehnten getrennt. Die Theologie und die Liturgie lassen sich zu wenig von Kunst und Ästhetik beeinflussen. Und die Kunst hat sich von der Kirche und vom Glauben abgewandt, wo sie sich doch Jahrhunderte lang vom Glauben hat inspirieren lassen."

Ravasi hat ein ehrgeiziges Ziel: Er will Kunst und Kirche wieder einander näher bringen. Und Papa Ratzinger scheint der richtige Mann für dieses Projekt zu sein, war er es doch, der Ravasi auf den Posten des Kulturminister hievte, wohl wissend, dass dieser hochintellektuelle Kirchenmann auch recht provozierend sein kann. Es war auch Ravasis Idee, Künstler aller Gattungen mit dem Papst zusammenzubringen. Dieses spektakuläre Treffen fand 2009 statt.

Doch Ravasis Aktivismus sind Grenzen gesetzt. Zum Einen gefallen seine Ideen den erzkonservativen Kardinälen im Vatikan gar nicht - wahrscheinlich aus diesem Grund konnte Ravasi den eigentlich für dieses Jahr geplanten vatikanischen Pavillon auf der Kunstbiennale in Venedig nicht realisieren -, zum Anderen fehlt dem vatikanischen Kulturminister das nötige Geld, um, wie die Kirche in früheren Jahrhunderten, als Auftraggeber für Künstler aufzutreten.

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