Mephisto als Option

"Faust"-Marathon in Salzburg

Kann gut sein, dass dieser "Faust" die längste Aufführung der Salzburger Festspiele aller Zeiten wird. Die beiden Tragödien werden als "Marathon" angekündigt und sollen etwa acht bis neun Stunden dauern, bis zur Premiere in knapp einer Woche kann sich das noch ändern.

Kultur aktuell, 22.07.2011

Irgendwie ist es schon "Faust", wie man ihn aus der Schule kennt, und doch auch wieder nicht, denn Faust, Mephisto und Gretchen sind für Nicolas Stemann weniger drei Figuren als drei Prinzipien.

"Erstmal geht's in die Kneipe um die Ecke - Auerbachs Keller -, dann nimmt er so ein bisschen Drogen in der Hexenküche, dann verführt er die Nachbarstochter und am Schluss geht's nochmal in die Disco - zwar eine richtig gute Disco, die Walpurgisnacht, aber es ist erst einmal eine kleine Orgie. Das sind alles Dinge, wo man eigentlich denkt, das hätte doch eigentlich ein Mensch wie Faust unter Umständen ohne den Kasperle-Teufel tun können", so Stemann.

Mephisto denkt sich der Regisseur eben nicht als veritablen Teufel, sondern "vielleicht ist Mephisto nur eine Entscheidung im Leben, vielleicht ist Mephisto nur eine von vielen Optionen, die man hat. Es ist die Option, ein Arschloch sein zu können. Faust entscheidet sich irgendwann, ich kümmere mich nicht mehr um die herrschende Moral, ich kümmere mich nicht mehr um Dinge, die man mir sagt, die ich tun soll, sondern ich kümmere mich um das, von dem ich denke, dass es mir gut tut."

Ein-Personen-Dialoge

Mit drei Darstellern, Philipp Hochmair, Sebastian Rudolph und Patrycia Ziolkowska kommt die Produktion für "Faust I" aus, drei weiter Darsteller kommen für den zweiten Teil dazu. Überforderung? Ja, natürlich, das sei Teil der Konzeption, so Stemann: "In der ersten Stunde ist Sebastian Rudolph allein auf der Bühne und muss ganz alleine dieses Stück spielen." Manchmal ist dann auch niemand da für den Dialog.

Dazu kommen noch Live-Musik, Video und Puppenspiel. Und sehr viel vom Goethe-Text, denn der Sprachrausch des deutschen Überklassikers ist die Vorgabe, ein Theaterrausch soll daraus werden.

Textfassung: Ruth Halle