Generaldirektor "schockiert"
Telekom: Bericht an Staatsanwalt
Die Telekom Austria wird seit einiger Zeit von einem Korruptionsskandal erschüttert. Das Unternehmen hat jetzt selbst Unregelmäßigkeiten entdeckt und will einen Bericht darüber an die Staatsanwaltschaft Wien übergeben. Telekom-Chef Hannes Ametsreiter äußerte sich in einer Aussendung "schockiert".
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 08.08.2011
Eigene Task Force
Einerseits sollen Millionen an Berater ohne entsprechende Leistungen geflossen sein, andererseits soll 2004 der Kurs der Telekom-Aktie manipuliert worden sein, um Führungskräften Millionen an Prämien zu sichern. Die Telekom Austria hat eine eigene Task Force gegründet, um die Korruptionsvorwürfe aufzuklären.
Millionen Dokumente gesichtet
Mitarbeiter der internen Revision, einer Wirtschaftskanzlei und eines Wirtschaftsprüfers haben in den letzten Wochen das gesamte Rechnungswesen akribisch untersucht. Insgesamt sichteten sie dreieinhalb Millionen Datensätze und über eine Million Dokumente. Dabei sind sie fündig geworden und haben Unregelmäßigkeiten entdeckt.
Geld an Hochegger und Mensdorff
Laut der Telekom-Pressesprecherin wurden geht es dabei in erster Linie um Millionen, die die PR- und Lobbying-Agentur Hochegger/Valora von der Telekom erhalten hat. Für rund neun Millionen Euro habe sich in den Unterlagen kein entsprechender Leistungsnachweis gefunden. Auch bei einem Auftrag an den Geschäftsmann Alfons Mensdorff-Pouilly gebe es Unregelmäßigkeiten.
Frühere Vorstände unter Verdacht
Überprüft wurde auch, ob das Brokerhaus Euro Invest den Kurs der Telekom Aktie 2004 manipuliert hat, um Dutzenden Führungskräften eine Millionenprämie zu sichern. Laut dem Nachrichtenmagazin Profil soll der frühere Vorstand Rudolf Fischer letzte Woche bei einer Vernehmung zugegeben haben, im Nachhinein davon erfahren zu haben. Angeblich sollen jetzt auch die früheren Konzernvorstände Heinz Sundt, Boris Nemsic und Stefano Colombo wegen des Verdachts der Untreue einvernommen werden.
"Schockiert" ohne Details
Wie die Telekom am Sonntag mitteilte, wurde nach weiteren Indizien in der Causa Hochegger das Dienstverhältnis eines mutmaßlich in die Causa involvierten Mitarbeiters mit sofortiger Wirkung beendet. Telekom-Austria-Generaldirektor Hannes Ametsreiter sprach am Sonntag in einer Mitteilung von einer "sehr ernsten Angelegenheit, ich bin schockiert." Details könne er aber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Mit den Behörden sei striktes Stillschweigen vereinbart worden. Das Ergebnis der eigenen Untersuchungen hat die Telekom in einem 400 Seiten starken Bericht zusammengefasst. Er soll heute der Staatsanwaltschaft Wien übergeben werden.