Malen lernen bei den Zhou Brothers

Gefühl ist Freiheit

Dass es in der uns fremden chinesischen Kultur auch noch andere Künstler als den Regimekritiker Ai Weiwei gibt, die sich nicht mit dem Regime ihres Heimatlandes anlegen und sehr erfolgreich sind, ist wenig bekannt. So wie die "Zhou Brothers", die derzeit an der Sommerakademie in Traunkirchen Malerei unterrichten.

Kulturjournal, 09.08.2011

"Gemeinsam" lautet die Devise der Zhou Brothers, die ihr Leben als eine Reise in die Kunst bezeichnen. In den 1950er Jahren in der Provinz Guangxi an der Grenze zu Vietnam im Süden von China geboren, erschaffen die beiden Brüder seit über 30 Jahren ausschließlich gemeinsam ihre Werke. In China, Europa und auch Amerika fühlen sie sich zu Hause und verbinden so die östliche mit der westlichen Kultur.

"China ist heute eine Nation, die in den Bereichen Wirtschaft und Politik eine wichtige Rolle spielt", sagt Da Huang Zhou. "Europa hat eine großartige Tradition, Amerika ist sowieso ein atemberaubendes Land. Die drei Kontinente haben so viel zu bieten, was es für einen Künstler wert ist, sich damit zu beschäftigen."

Kunst ohne Worte

"Dream Dialogues" - Traum-Diaolge - nennt das Künstler-Brüderpaar den Entstehungsprozess seiner Bilder, die in großangelegten Malerei-Perfomances entstehen. Ein künstlerischer Akt, in dem die Ausdrucksweisen des jeweils anderen - die Lebenslust, Bewegung, Musik oder Tanz - miteinfließen. In ihrer Kunst kommen die Zhou Brothers zumeist ohne Worte aus.

Jeder respektiere das Talent des anderen, sagt das Künstler-Dou über sich selbst, das für Bilder und Skulpturen auf unterschiedlichste Materialien zurückgreift, wie etwa Kohle, Sand, Holz, Bronze oder Seide. Ganze Werkserien entstehen.

Unter dem Titel "Heaven in Love" wird dem Betrachter viel Raum gegeben zur meditativen Auseinandersetzung mit Religion. "Unser Hintergrundgedanke lautet 'Gefühl ist Freiheit'", sagt Shan Zuo Zhou. "Und das ist wohl nicht nur für die Kunst wichtig."

Ein Bild für Obama

Gemeinsam haben sie deshalb für den amerikanischen Präsidenten ein Bild gemalt, das Barack Obama dem chinesischen Oberhaupt Hu Jintao bei seinem Staatsbesuch im Weißen Haus geschenkt hat. Ein Symbol für die Verbindung von China und Amerika, das die amerikanischen Präsidenten von Nixon bis Obama zeigt und auf die mehr als 40-jährige gemeinsame Geschichte verweist.

"Kunst kann Brücken bauen", sagt Shan Zou Zhou. "Als mich Barack Obama nach der tieferen Bedeutung des Bildes fragte und mich beim Dinner bat, gleich am Kopfende des Tisches Platz zu nehmen, wurde mir während des Gesprächs klar, wie mächtig Kunst eigentlich ist, denn Kunst kann den Menschen Ängste nehmen und ihnen eine große Hoffnung für die Zukunft geben."

"Mutiger Künstler" Ai Weiwei

Vom eigenen Heimatland respektiert und mit Preisen ausgezeichnet, ist das Brüderpaar in allen bedeutenden Museen Chinas vertreten. Ganz im Gegenteil zu Landsmann Ai Weiwei, der zu einem Symbol des Widerstands gegen das chinesische Regime geworden ist.

"Ich denke, Ai Weiwei ist ein sehr mutiger Künstler", sagt Shan Zou Zhou, "weil er seinem Weg treu geblieben ist, für mehr Freiheit und Frieden im eigenen Land zu kämpfen - ein Weg, auf dem ihn zumindest anfangs einige Künstler begleitet haben. Ai Weiwei hat seine künstlerischen Ideen allerdings bis heute weiterverfolgt."

Kurse an der Sommerakademie

Die Förderung von noch unentdeckten Talenten ist den Zhou Brothers besonders wichtig. Hunderte Studenten aus aller Welt haben an ihren Kursen für Malerei und Zeichnung teilgenommen, in der das Künstler-Brüderpaar seine ganz persönliche Symbiose aus östlicher und westlicher Philosophie vermittelt.

"All unsere Studenten tragen so viel Leidenschaft für Kunst in sich. Wir müssen nur noch das richtige Fenster öffnen, um diese wunderbare Energie richtig zu kanalisieren".

"Feeling is liberty" - "Gefühl ist Freiheit" - lautet das Lebensmotto der Zhou Brothers, ein Motto, mit dem sie wohl noch oft eine Brücke schlagen werden zwischen Ost und West.