Bevölkerungswachstum und Agrarproduktion

Wie ernährt man sieben Milliarden?

In diesen Tagen wird die Zahl der Menschen auf der Erde erstmals sieben Milliarden erreichen. Das prognostizierte Bevölkerungswachstum für die nächsten 40 Jahre wirft die Fragen nach der künftigen Verteilung von Lebensmitteln und Ressourcen wie Wasser auf.

Morgenjournal, 30.08.2011

Ist es schon soweit?

Laut Statistik dürfte es bald so weit sein: Unser Planet wird erstmals sieben Milliarden Einwohner haben. Exakte Prognosen zu Weltbevölkerung sind allerdings schwierig, sagen Experten. Erfahrungsgemäß steigt die Anzahl der Erdbürger schneller als prognostiziert. Und nicht nur das: Andere Einflüsse wie etwa Infektionskrankheiten oder Kriege sind statistisch nicht vorhersehbar und können somit nicht berücksichtigt werden, so David Bloom, Bevölkerungswissenschaftler an der Harvard School of Public Health in den USA. So kann es auch sein, dass der siebenmilliardste Mensch sogar schon geboren wurde.

Äthiopien überholt Deutschland

Fest steht aber, dass sich die Weltbevölkerung angesichts des starken Wachstums neu verteilen wird: Der Industriestaat Deutschland und das Entwicklungsland Äthiopien beispielsweise haben derzeit beide etwa 80 Millionen Einwohner. Beim derzeitigen Bevölkerungswachstum wird es in 40 Jahren voraussichtlich nur mehr etwa 72 Millionen Deutsche geben, aber mehr als doppelt so viele Äthiopier.

Indien löst China ab

Das bevölkerungsreichste Land der Welt könnte bald Indien sein. Mit derzeit 1,2 Milliarden Einwohnern wird es bald China überholen, wo momentan 1,3 Milliarden Menschen leben. Mit der wachsenden Anzahl an Menschen wächst auch der Kampf um Lebensmittel und Ressourcen. Die Umweltorganisation WWF zeigt auf, dass man im Jahre 2050 drei Planeten Erde brauchen würde, sollte sich an den derzeitigen Konsumgewohnheiten nichts ändern. Optimistische Stimmen behaupten allerdings, dass sich kritische Prognosen zur Weltbevölkerung durch technische und medizinische Errungenschaften noch nie bewahrheitet haben.

Agrarproduktion hielt bisher mit

Wie lange die Vorräte reichen, hänge vom Lebensstil und von Ernährungsgewohnheiten ab, sagt der Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz im Ö1-Morgenjournal-Gespräch. So könnten wesentlich mehr Menschen versorgt werden, wenn sie sich vorwiegend pflanzlich ernähren. Außerdem sei es in den letzten 200 Jahren gelungen, die Landwirtschaft wesentlich produktiver zu machen. Die Agrarproduktion habe mit dem Bevölkerungswachstum schrittgehalten. Der Hunger sei ein Verteilungsproblem. Für die Mitte des 21. Jahrhunderts erwartet der Experte, dass das Bevölkerungswachstum zum Stillstand kommen wird.

Morgenjournal, 30.08.2011

Der Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz im Gespräch mit Wolfgang Wittmann

Trend zu Megastädten

Eine Begleiterscheinung des Bevölkerungswachstums ist die Migration. Gerade einmal drei Prozent der Weltbevölkerung - immerhin 220 Millionen Menschen - lebten nicht in dem Land, in dem sie zur Weltgekommen sind, so Münz. Die meisten Migrationen fänden innerhalb von Ländern statt, vor allem in Richtung Land - Stadt. Die Folge sei die Entstehung von Megastädten, weil die Lebenschancen in den Städten in der Regel besser seien.

Mehr zu diesen Thema in

ORF.at

Service

science.ORF.at - Biografie von Rainer Münz