Umweltfolgen unabsehbar
Angst vor Ölkatastrophen in der Arktis
Von Bohrungen in arktischen Regionen wie von Rosneft und ExxonMobil vereinbart versprechen sich die Ölriesen weitere lukrative Geschäfte, doch Umweltschützer warnen immer nachdrücklicher: Das Bohren nach Öl in der Arktis sei zu gefährlich, die Schäden an der Umwelt seien bei Unfällen viel größer als in anderen Regionen der Erde.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.08.2011
Greenpeace: Keine Notfallpläne
So richtig losgelegt haben die Ölkonzerne in der Arktis noch nicht. Denn bis vor kurzem war es technisch gar nicht möglich, dort zu bohren, außerdem ist es sehr aufwendig und kostspielig. Mittlerweile gibt es zwar viele Pläne, aber erst ein Projekt wird derzeit umgesetzt, und zwar westlich von Grönland. Die Umweltschutz-Organisation Greenpeace hat dagegen protestiert. Denn die Ölindustrie habe offenbar keine Notfallpläne, falls in der Arktis Öl austritt, sagt Jurrien Westerhoff von Greenpeace: "Sie sind nicht imstande zusagen, wie sie regieren im Notfall."
Folgen schwerwiegender
Das Problematische beim Bohren in der Arktis ist aus Sicht der Umweltschützer, dass es durch das Eis deutlich schwieriger sei, auf Unfälle zu reagieren: "Weil sieben oder acht Monate Eis liegt, kommt man nicht hin außer von der Bohrplattform aus. Es ist unmöglich, ausgelaufenes Öl mit Schiffen aufzufangen. Wenn das nicht funktioniert, dann darf man überhaupt nicht nach Öl bohren." Dazu kommt, dass in der Arktis ausgetretenes Öl deutlich länger die Umwelt belastet als etwa im Golf von Mexiko. Wegen der tiefen Temperaturen und des Mangels an Tageslicht werde Öl sehr langsam oder gar nicht abgebaut, so Westerhoff.
Mehr und schwerere Ölkatastrophen
In den nächsten Jahren werden die Ölbohrungen in der Arktis deutlich zunehmen, erwartet Jurrien Westerhoff von Greenpeace. Und das könne schwerwiegende Folgen für die Umwelt haben: Bohrungen in der Tiefsee oder in der Arktis seien bisher für die Ölfirmen zu gefährlich oder zu teuer gewesen. Das werde in den nächsten Jahrzehnten noch zunehmen, weil es sonst kein Öl mehr gebe, so Westerhoff. "Wir müssen mit Ölkatastrophen in einem Umfang rechnen, wie wir sie noch nicht gesehen haben."
Raus aus dem Teufelskreis
Das Ironische dabei: Je stärker der Klimawandel voranschreitet, desto stärker geht das arktische Eis zurück. Was es wiederum den Ölfirmen leichter macht, nach Öl zu bohren, und indirekt den Klimawandel weiter anzufeuern. Für die Umweltschützer von Greenpeace gibt es nur eine Lösung: möglichst rasch aus fossiler Energie aussteigen und viel stärker als bisher auf alternative Energiequellen setzen.