Wein statt Vodka

Österreichs Winzer entdecken Russland

Russland ist als Land der Vodkatrinker bekannt, einen besonders starken Zuwachs aber verzeichnet dort zuletzt der Wein. Ein immer größerer Teil stammt aus den neuen Weinanbaugebieten am Schwarzen Meer, aber auch die österreichischen Winzer möchten ein Stück dieses immer größer werdenden Kuchens.

Mittagsjournal, 03.09.2011

Weinbaugebiet Krasnodar

In den Weinbergen der Region Krasnodar hat die Ernte in diesen Tagen begonnen. Krasnodar am Schwarzen Meer ist die wichtigste Weinbauregion Russlands. Die Region liegt relativ weit südlich, auf der gleichen Höhe wie Florenz, die klimatischen Bedingungen sind für den Weinanbau günstig. In den letzten Jahren wurde unter der Anleitung ausländischer Experten viel Geld in die Entwicklung der Weingüter investiert. Der Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes Josef Pleil, der Krasnodar vergangene Woche mit einer Delegation aus Österreich besucht hat, ist beeindruckt. Die Betriebe seien am letzten Stand der technischen Entwicklung.

Riesenbetriebe

Die Organisation des Weinbaus in Russland steckt aber noch in den Kinderschuhen: Erst vor kurzem hat sich ein Verband der Weinbauproduzenten gegründet, der nach dem gleichen Muster und mit Anleitung und Rat aus Österreich aufgebaut wurde.

Anders sind allerdings die Dimensionen: Die 41 Weinbaubetriebe der Region Krasnodar produzieren etwa gleich viel Wein wie die 20.000 österreichischen Weinbauern gemeinsam. In der Sowjetunion kamen die besten Weine aus Georgien, Moldawien und von der Krim.

Hoher Zoll

Da diese Gebiete nicht mehr zu Russland gehören, fördert die Regierung den einheimischen Weinbau, wenn auch mit teilweise eigenwilligen Methoden: Der Import georgischer und moldawischer Weine wurden verboten - angeblich aus hygienischen Gründen, für Weine aus anderen Ländern wurde erst im August der Zoll auf mindestens 5 Euro pro Flasche erhöht. Ausländische Weine sind damit automatisch deutlich teurer als Russische. Trotzdem: Pro Jahr trinken die Russen 800 Millionen Liter Wein, die russischen Weingüter können aber nur 500 Millionen Liter produzieren.

Österreich steigt ein

Österreichische Winzer versuchen seit Jahren sich auf dem russischen Markt zu platzieren, bisher aber mit überschaubarem Erfolg: Die österreichischen Weine sind relativ teuer und es fehlte ein entsprechendes Vertriebsnetz. Das soll jetzt durch Kooperation mit großen russischen Kellereien ausgeglichen werden: Im Austausch gegen österreichisches Know-How sollen österreichische Weine von den russischen Firmen mitverkauft werden. Dabei wollen die heimischen Winzer auch auf ungewöhnliche Marketing-Methoden setzen: Weil Österreich in Russland bisher vor allem als Wintersportland bekannt ist werden seit letztem Kahr in vielen Tiroler Skihütten speziell österreichische Weine ausgeschenkt.

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