Ein Besuch auf den Toronto Islands in Kanada

Inseln mit Aussicht

Die Toronto Islands sind eine schmale, langgezogene Inselkette im Ontario-See. Die Inseln existieren erst seit 1858, als bei einem schweren Sturm die vorher bestehende Halbinsel durch die Flutwellen des Don River vom Festland getrennt wurde.

Perfektes Naherholungsgebiet

Die Toronto Islands sind heute Teil der Stadt Toronto, die Inselkette reicht an ihrem westlichen Ende bis auf wenige Meter an die Stadt heran. Dennoch sind Festland und Inseln nicht durch Brücken miteinander verbunden. Sie werden von Schiffen angefahren. Die Fähren steuern vom Hafen Torontos aus drei Orte auf den Inseln an: Centre Island, Hanlans Point und Wards Island. Während der Überfahrt kann man die beeindruckende Skyline und das Wahrzeichen Torontos bestaunen, den alles überragenden CN-Tower. Der Fernsehturm Canadian National Tower galt bis 2009 mit seinen 553 Metern Höhe als größtes Gebäude der Erde.

Jährlich besuchen Hunderttausende Menschen die Toronto Islands. Mehrere Strände laden zum Baden ein. Die große Bedeutung der Toronto Islands sowohl für Zugvögel als auch für erholungsbedürftige Stadtbewohner wurde früh erkannt. Die Toronto Islands sind heute ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Stadtbewohner. Neben den Stränden laden weitläufige Parklandschaften zum Spazieren ein.

Aufgewachsen im Vergnügungspark

Die Inseln beherbergen aber auch ständige Bewohner, eine kleine Gemeinde mit rund 260 Häusern, die vorwiegend im östlichen Gebiet der Inseln stehen. Einer der Bewohner ist der 80-jährige Jimmy Jones. Er ist auf Middle Island aufgewachsen. Heute ist er so etwas wie der inoffizielle Sprecher der etwa 700 Inselbewohner.

Zwei Jahre war Jimmy Jones alt, als seine Eltern 1932 auf die Inseln gezogen sind. Sein Vater arbeitete als Clown im Vergnügungspark am Hanlans Point. Seine Mutter verkaufte Tickets an der Abendkassa. Für Kinder ist das Inselleben großartig, erinnert sich der offenherzige Mann, vor allem weil es keine Autos gibt. "Die ganze Insel ist quasi Garten und Spielplatz für die Kinder", freut er sich.

Erster Homerun für Babe Ruth

Die Inselbewohner sind auf die Fähren in die Stadt, auf öffentliche Busse und auf Fahrräder angewiesen. Jimmy Jones' Elternhaus befand sich auf der Insel, auf der 1939 der Toronto City Centre Airport errichtet wurde.

Neben dem Vergnügungsviertel am Hanlans Point, wo seine Eltern arbeiteten, befand sich bis in die 1930er Jahre auch ein großes Baseball-Stadion, erinnert sich Jimmy Jones. All die Tausendschaften an Besuchern fuhren damals per Fährboot zu den Spielen. Auch einer der ganz Großen des Sports versuchte hier einst mit seinem hölzernen Schläger die tennisballgroßen harten Bälle aus dem Stadion zu schießen. Der Baseball-Fan Jimmy Jones ist mächtig stolz, dass dieser Babe Ruth hier seinen ersten Homerun erzielen konnte, hier auf "seiner" Insel.

Der Flughafen auf der Insel

Jimmy Jones sitzt auf der kleinen Holzveranda vor seinem weiß gestrichenen Holzhaus auf Wards Island. Er blickt verträumt ins Grüne und in die Vergangenheit. Das Haus der Eltern wurde geschleift, sagt er, wie alle anderen Häuser auf der heutigen City Airport-Insel auch. Alle Bewohner mussten dem Flughafen weichen, der heute eine praktische Basis für Geschäftsreisende von Toronto in andere nordamerikanische Städte ist. Der Charakter der Insel hat sich aber nicht nur wegen des Flughafens sehr verändert, erklärt Jimmy Jones.

Die Wohnhäuser gehören der Stadt Toronto, die sie zu günstigen Konditionen verpachtet. Es gibt lange Wartelisten für die einfachen Cottages. Derzeit stehen mehr als 500 Namen auf der Liste, weiß Jimmy Jones. Er selbst gehöre zwar zu den wenigen privilegierten Menschen, die heute auf den Toronto Islands leben dürfen, trotzdem sehnt er sich nach der Zeit, als die Inseln dicht besiedelt und voller Leben waren und eben keine "Inseln der Seligen".

"Früher lebten hier Tausende Menschen", erinnert sich Jimmy Jones. In den 1960er und 70er Jahren wurden die meisten Häuser niedergerissen - Hotels, kleine Lebensmittelgeschäfte, Frisiersalons und alle anderen Geschäfte. Die heutigen Inselbewohner müssen deswegen alles, was sie brauchen, in der Stadt besorgen und auf die Inseln schleppen. Auch Ärzte und Krankenhäuser sind nur mittels Fähre zu erreichen.

Städter und Inselbewohner

Weil auf den Inseln Autos verboten sind, haben viele Insulaner Spezial-Fahrräder mit zwei Vorderrädern und mit großem Gepäckkorb dazwischen. Daran werden sie im Übrigen von den Städtern auch eindeutig als Inselbewohner erkannt und auch etwas belächelt.

Doch auch die Islanders grenzen sich gerne von den Städtern ab. "Wenn dich einer fragt, 'Können Sie mir sagen wie man aufs Festland kommt?', weißt du immer: Aha! Ein Stadtmensch!", lacht der Mann, denn Inselbewohner sagen immer dass sie "in die Stadt" fahren und nicht "aufs Festland".

Nur ein winzig kleiner Teil der Toronto Islands ist heute bewohnt. Jimmy Jones findet das nicht gut. Am liebsten wäre es ihm, die Stadt würde wieder größere Flächen für die Besiedlung freigeben und mehr Leute auf die Inseln ziehen lassen. "Wenn Sie dieses Land öffnen, könnte das paradiesisch werden. Und ich spreche aus Erfahrung. Ich bin schon so lange hier!"

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