Das fotografische Werk

Ai Weiwei in Graz

Mit dem Fokus auf das fotografische Werk des regimekritischen chinesischen Künstlers Ai Weiwei zeigt die jüngste Ausstellung im Kunsthaus Graz am Universalmuseum Joanneum, wie sehr Leben und Werk des 1957 in Peking Geborenen ineinander übergehen.

Kultur aktuell, 17.09.2011

Mit dem Fokus auf das fotografische Werk des regimekritischen chinesischen Künstlers Ai Weiwei zeigt die jüngste Ausstellung im Kunsthaus Graz am Universalmuseum Joanneum, wie sehr Leben und Werk des 1957 in Peking Geborenen ineinander übergehen.

Die große Schau mit Fotos und Videos des Künstlers, Bürgerrechtlers und Bloggers wurde vom schweizerischen Fotomuseum Winterthur übernommen und wird nach Graz im Pariser Jeu de Paume zu sehen sein.

Kuratiert wurde die Schau von Urs Stahel, Direktor des Fotomuseum Winterthur, in enger Zusammenarbeit mit Ai Weiwei noch vor dessen Festnahme (im April 20011, Anm.) und Ai Weiweis Assistenten Lucas Lai.

Ersatz für Pamuk

Ai Weiwei war am Flughafen in Peking verhaftet worden und erst im Juni gegen strenge Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden.

Peter Pakesch, Intendant des Universalmuseum Joanneum, erachtet ihn als einen "Künstler, der wie kaum ein anderer eine Breite an Motiven, Themen und Medien" habe. Eine Präsentation seiner Werke sei zudem "das Beste, was man für einen Künstler in einer dermaßen schwierigen Lage - er muss ständig Rechenschaft abgeben, was er macht und wo er gerade ist - tun kann".

Für Graz wurde die Foto- und Videoschau kurzfristig als Ersatz für die nicht zustande gekommene Ausstellung des türkischen Literaturnobelpreisträgers Orhan Pamuk übernommen.

Erinnern, Aufklären, provozieren

Die Ausstellung beginnt chronologisch gesehen mit den Fotografien aus New York, wo Ai Weiwei zwischen 1983 und 1993 lebte und bei Sean Scully Malerei studierte.

Der junge Mann dokumentierte damals mit seiner Fotokamera Besuche von Freunden, fotografierte seinen Wohnungsnachbarn, den Beatpoeten Allan Ginsberg, oder die Zusammenstöße von Demonstranten und Polizisten auf den Straßen New Yorks.

"Die fotografische Dokumentation begleitet seine Handlungen seit seiner Rückkehr aus New York Anfang der 1990", so Kurator Stahel. "Festhalten - Dokumentieren - Erinnern - Aufklären, aktive Stellungnahme und auch Provokation" ziehe sich laut dem Schweizer Ausstellungsmacher wie ein roter Faden durch sein Werk.

Pekings Chronist

In seinen Fotografien des radikalen städtebaulichen Wandels von Peking, die er in den Jahren 2002 bis 2008 unter dem Titel "Provisory Landscapes" zusammengefasst hat, erweist sich Ai Weiwei als nüchterner Chronist der radikalen urbanen Entwicklung, die Kurator Urs Stahel als "architektonischen Kahlschlag von Peking" bezeichnet.

Seine persönlichen Standortbestimmungen in dem Werkblock "Study of Perspectives", in denen der Künstler jeweils den "Stinkefinger" in die Fotomotive der großen Sehenswürdigkeiten der Welt - inklusive Eiffelturm und Tiananmenplatz - hält, zeigen ihn als Provokateur.

Ein weiterer großer Block stellt einen Teil der tausenden digitalen Bilder, die in den vergangenen fünf Jahren über seinen Blog- und später Twitter-Account verbreitet wurden, vor. "Es ist zu hoffen, dass Ai Weiwei die ihm aufgebürdeten Auflagen bald hinter sich lassen und wieder als starke öffentliche Stimme auftreten kann", so Kurator Stahel.

Text: APA, Audio: ORF

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Kunsthaus Graz - Ai Weiwei