Jeremy Rifkin und das Energie-Internet

Die dritte industrielle Revolution

Er sei eine "Bestseller-Maschine", sagte das Wochenblatt "Der Spiegel" einmal überJeremy Rifkin. Nach seinem letzten Welterfolg "Die empathische Zivilisaton" erschien gerade das neueste Buch des Leiters eines amerikanischen Think Tanks: "Die dritte industrielle Revolution. Die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter." Und diese Zukunft, die sieht Rifkin in der Verbindung von Internet und erneuerbaren Energien.

Was tun in Zeiten von steigenden Ölpreisen, Wirtschaftskrise und drohendem Klimawandel? Jeremy Rifkin, Ökonom und Zukunftsforscher, sieht den einzigen Ausweg in einer dritten industriellen Revolution!

Waren es im 19. Jahrhundert die Entwicklung von Drucktechnik und Dampfmaschinen, die die Wirtschaft grundlegend veränderten und Massenproduktion erst möglich machten, so haben im 20. Jahrhundert das Auto und Kommunikationsmittel wie Telefon und Fernsehen die Märkte revolutioniert.

In der dritten industriellen Revolution soll jetzt das Zusammenspiel von Internettechnologie und neuen Stromquellen die Weltwirtschaft auf den Kopf stellen.

Das sei dringend notwendig angesichts der drohenden Krisen, sagt der amerikanische Vordenker: Die auf fossilen Brennstoffen basierende industrielle Infrastruktur habe ausgedient, Ressourcenknappheit und Erderwärmung würden jetzt ein schnelles Umdenken erzwingen. Denn für Jeremy Rifkin ist klar: mit dem steigenden Ölpreis steigt auch das Risiko eines weltweiten Finanzcrashs. Auch im Jahr 2008 sei es der Ölpreis gewesen, der die gesamte Weltwirtschaft ins Wanken brachte:

Um die kommenden Herausforderungen zu meistern, fordert Jeremy Rifkin ein neues ökonomisches Zeitalter, getragen von modernster Internettechnologie und sauberen, erneuerbaren Energiequellen, etwa Thermo-, Wind- und Sonnenenergie. Statt einer hierarchisch organisierten und zentralen Stromproduktion setzt der Zukunftsforscher auf Millionen von Kleinstkraftwerken, etwa mit Sonnen- und Windkollektoren ausgestattete Gebäude, in der die Bewohner ihren eigenen Energiebedarf produzieren und Überschüsse in ein intelligentes Stromnetz speisen: eine Art "Energie-internet", frei zugänglich für alle.

Neben dem Ausschöpfen erneuerbarer Energiequellen, der Nutzung von Gebäuden zur Stromgewinnung und der intelligenten Vernetzung fußt Jeremy Rifkins Energierevolution auf zwei weiteren Pfeilern: der Entwicklung von Wasserstoff als Energiespeicher und der Umrüstung der weltweiten Transportflotte auf nachhaltige Antriebssysteme.

Gewaltige Investitionen in Zeiten von Finanznöten und Sparauflagen. Aber Jeremy Rifkin hält sich nicht lange damit auf, woher die Geldspritze kommen soll, die uns aus der Schuldenkrise führt: die dritte industrielle Revolution ist für ihn der Konjunkturmotor für die marode Weltwirtschaft. Ein Allheilmittel für sämtliche Krisen, das nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern durch den Verzicht auf fossile Brennstoffe auch die Klimakatastrophe abwenden kann. Gerade für ein kleines Land wie Österreich sieht der Zukunftsforscher eine besondere Chance:

Neben dem Ausschöpfen erneuerbarer Energiequellen, der Nutzung von Gebäuden zur Stromgewinnung und der intelligenten Vernetzung fußt Jeremy Rifkins Energierevolution auf zwei weiteren Pfeilern: der Entwicklung von Wasserstoff als Energiespeicher und der Umrüstung der weltweiten Transportflotte auf nachhaltige Antriebssysteme.

Gewaltige Investitionen in Zeiten von Finanznöten und Sparauflagen. Aber Jeremy Rifkin hält sich nicht lange damit auf, woher die Geldspritze kommen soll, die uns aus der Schuldenkrise führt: die dritte industrielle Revolution ist für ihn der Konjunkturmotor für die marode Weltwirtschaft. Ein Allheilmittel für sämtliche Krisen, das nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern durch den Verzicht auf fossile Brennstoffe auch die Klimakatastrophe abwenden kann. Gerade für ein kleines Land wie Österreich sieht der Zukunftsforscher eine besondere Chance:

Aber nicht nur Energiegewinnung und Energieverteilung werden revolutioniert, sagt Jeremy Rifkin. Das gesamte Gesellschaftssystem werde durch die neu geschaffenen Verhältnisse zum Guten verändert. Jeder Haushalt wäre nicht nur Energiekonsument, sondern auch Strom-Anbieter, jeder Käufer auch Verkäufer. An Stelle der zentralistischen Strukturen, die heute die Wirtschaft prägen, treten in Rifkins Modell dezentral agierende Unternehmer und horizontale Netzwerke. Ein Modell, das nicht nur die Arbeitsstrukturen verändern, sondern sich positiv auf das zwischenmenschliche Miteinander auswirken wird, meint Rifkin.

Einen Vorgeschmack auf diese neue Form des Demokratieverständnisses hätte es bereits gegeben, sagt der Autor. Und zwar bei den Kommunalwahlen in Berlin vor knapp zwei Wochen, als mit der Piratenpartei eine völlig neuartige Gruppierung auf Anhieb in die Stadtregierung gewählt wurde.

Zu schön, um wahr zu sein. Das denkt man sich des Öfteren beim Lesen von Jerermy Rifkins Utopie einer dritten industriellen Revolution. Aber wer hat schon eine bessere Lösung für sämtliche Umwelt- und Wirtschaftsprobleme in petto?

Rifkins Buch ist durch und durch optimistisch, allein das ist schon ansteckend. Mühsam lesen sich manche jener Passagen, in denen Rifkin von den eigenen Erfolgen spricht. Etwa, wenn er über Zusammenkünfte mit Größen aus Politik und Wirtschaft schwadroniert. Aber egal ob sie Angela Merkel, Romano Prodi oder José Manuel Barroso heißen: Europas führende Köpfe haben ein offenes Ohr für den amerikanischen Zukunftsforscher. "Die dritte industrielle Revolution" ist ein Buch, das spannende Anregungen bringt, auch wenn sie sich nicht 1:1 umsetzten lassen.

Text: Bea Sommersguter

Service

Jeremy Rifkin, "Die dritte industrielle Revolution", Campus Verlag