Eine Reise durch die Welt der Mathematik

Im Wunderland der Zahlen

Logarithmische Skalen, quadratische Gleichungen, Kurvendiskussionen und hyperbolische Flächen - wem bei diesen Begriffen die Schweißperlen auf die Stirn treten, für den ist das Buch von Alex Bellos "Alex im Wunderland der Zahlen" genau das Richtige.

"Im Lauf meiner Recherchen fand ich mich in der merkwürdigen Lage wieder, gleichzeitig Fachmann und Dilettant zu sein. Die Schulmathematik wiederzuerlernen war wie ein Wiedersehen mit alten Freunden, aber die hatten nun viele andere Freunde, denen ich nie zuvor begegnet war," beschreibt der Mathematiker und Philosoph seine Begegnung mit der Mathematik.

Mathematiker sind Meister der Logik und des Humors, schreibt der Autor. Das Buch eröffnet auch mit einem Mathematiker–Witz, nämlich mit einem Nullten Kapitel über die Entstehung der Zahlen.

Alex Bellos vergleicht seinen Einstieg in die Mathematik mit seiner Zeit als Auslandskorrespondent. Beruhigend: Auch für Bellos ist die Mathematik am Anfang ein fremdes abstraktes Land. Er startet das Buch schonend mit der Entstehung der Zahlen, die nicht älter als 10.000 Jahre sind. Wörter und Symbole dafür seien durch Landwirtschaft und Handel entstanden. Einige Völker am Amazonas kennen bis heute nur die Zählwörter für eins, zwei und viele.

Ein Grund warum sich viele Menschen mit Mathematik schwer tun, sei weil wir im Alltag unser intuitives logarithmisches Verhalten unterdrücken. Das heißt: Wichtig wäre es, Zahlen und Mengen-Verhältnisse einschätzen zu können und weniger mit exakten Zahlen zu operieren.

Das erste Kapitel behandelt die Lust und Last des Zählens. Im Chinesischen sind beispielsweis alle Zahlwörter von eins bis neun einsilbig, europäische Sprachen legen dem Verständnis hingegen Steine in den Weg. Die Sprache beeinflusst unser mathematisches Verständnis, schreibt Bellos, beispielsweise stellen die Wörter, mit denen man in Europa Zahlen ausdrückt im Grunde eine "gedankliche Behinderung" dar. Damit meint Bellos zum Beispiel die heillose und unlogische Unordnung zwischen ten und twenty oder Zahlen wie die französische Zahl für 80: quatre-vingts - also vier-zwanzig.

Bellos erzählt lang über Klassiker wie die Fibonacci-Folge, Gaudis Quadrat oder die Gaußsche Kurve. Bellos schwärmt, wie man stundenlang mit magischen Quadraten spielen und über deren Muster und Harmonien staunen kann. Er schreibt auch über die neue Ära des Zahlenquadrats, das Sudoku-Rätsel, das seit 2004 boomt. Ein Rätsel zu lösen sei immer eine überaus befriedigende Angelegenheit für das eigene Ego, aber das Sudoku habe einen zusätzlichen Reiz, schwärmt Bellos, der Reiz liegt in der inneren Schönheit und Ausgewogenheit des perfekten lateinischen Quadrats, die dem Rätsel seine Form gibt.

Bellos beschäftigt sich auch lange mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Das Glücksspiel sei eher ein Spiel mit dem Erwartungsgefühl der Menschen, als mit dem Glück oder gar dem Geld. Je öfter man beispielsweise Roulette spielt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man verliert. Für das menschliche Gehirn sei es unglaublich schwierig, den Zufall vorzutäuschen. Stoßen wir auf etwas wirklich Zufälliges, so interpretieren wir es häufig als nicht zufällig. Ein Beispiel dafür ist die Shuffle-Funktion auf dem iPod, die die Lieder in zufälliger Reihenfolge abspielt.

Alex Bellos rückt die Mathematik auch für Mathematik-Verweigerer in einen interessanten Blickwinkel. Er erklärt, wie es zu Beweisen, Formeln und Theorien gekommen ist. So mag dem einen oder anderen ein Licht aufgehen, warum es im Mathematik-Unterricht nach seitenlangen Herleitungen "quod erat demonstrandum" heißt.

Text: Julia Gindl, Textbearbeitung: Joseph Schimmer

Service

Alex Bellos, "Im Wunderland der Zahlen. Eine Reise durch die aufregende Welt der Mathematik", aus dem Englischen von Bernhard Kleinschmidt, Berlin Verlag, 2011