Jago im Clownkostüm

8. April 2017, 21:58

Getrübtes Liebesglück

Zunächst hängt für den Feldherrn Otello und seine Frau Desdemona der Himmel noch voller Geigen. Doch ihr Liebesglück wird getrübt: Der rachsüchtige Jago - gesungen von James Rutherford - spinnt eine Intrige gegen Otello. Er beschwört in seinem "Credo" einen Gott der Grausamkeit.

Regisseur Stephen Lawless steckt Jago in ein Clownkostüm. Der Brite zeigt ihn als eine Art Spiele-Macher, der im wahrsten Sinne die Vorhänge zieht, sein grausames Spiel mit den anderen treibt. Lawless lässt auf einer beinahe leeren Bühne spielen, in historischen Kostümen zwar, aber nicht historisierend, ist die Verdi-Oper für ihn doch zeitlos.

Zeitlose Geschichte

"Im Credo sagt Jago, dass nach dem Tod nichts mehr kommt", so Lawless. "Wenn kein Urteil über uns gefällt wird, warum sollte man dann gut sein? Das ist glaube ich eine zeitlose Geschichte."

Jago dominiert auch die ersten beiden Akte bei Verdi - ursprünglich wollte dieser die Oper ja "Jago" nennen. Bei Lawless ist er ein Bösewicht, der sein wahres Gesicht verbirgt, ein amikaler Typ, als Spaßmacher getarnt.

Suche nach menschlichen Schwächen

"Jago scheint jedermanns Freund zu sein, er lacht und macht Scherze, aber seine Nähe zu den Menschen nutzt er, um ihre Schwächen herauszufinden - für mich ist das sehr interessant", erklärt der Regisseur.

Und so setzt Jago dem siegreichen und vermeintlich starken Feldherrn Otello den Floh von Desdemonas Untreue ins Ohr. Sein Rollendebüt als Otello gibt der niederländische Tenor Frank van Aken - für ihn ist es eine Traumrolle.

Im Jänner wird van Aken die Rolle des rasend eifersüchtigen Otello dann auch an seinem Stammhaus, der Oper in Frankfurt, singen.