Aufstieg und Niedergang des Menschen
Was ist schön, was hässlich?
Die Ausstellung "Schönheit und Vergänglichkeit", die gerade im Essl Museum eröffnet wurde, folgt der menschlichen Existenz durch Aufstieg und Niedergang. Zu den sieben gezeigten Positionen zählen auch Arbeiten des 2007 verstorbenen und damals bereits todkranken Jörg Immendorff, in denen er seine Vergänglichkeit reflektiert.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 05.10.2011
Eine nackte Frauenfigur aus weißem Marmor sitzt auf einem Sockel, ihre Gesichtszüge sind ebenmäßig wie in den Darstellungen der griechischen Antike, doch ihr Körper ist durch eine Krankheit "entstellt", wie man gemeinhin sagen würde. Der englische Bildhauer Marc Quinn hat hier mit zwei Skulpturen die Künstlerin Allison Lapper porträtiert, eine Frau, die aufgrund einer Krankheit körperlich stark beeinträchtigt ist.
Die beiden Werke, die am Beginn der Ausstellung stehen, hinterfragen sehr deutlich den klassischen Schönheitsbegriff. So wie auch die sechs anderen zeitgenössischen Positionen, die in der Schau "Schönheit und Vergänglichkeit" gezeigt werden.
Momente für die Ewigkeit
Die versteckte Schönheit zu suchen und eigene Konzepte zu hinterfragen, dazu will die Ausstellung im Essl Museum die Besucher einladen. Dass man als Motto das Begriffspaar "Schönheit und Vergänglichkeit" gewählt hat, soll verdeutlichen, dass die Moderne das Schöne nicht mit Perfektion gleichsetzt, sondern dass auch einfache und hässliche, alte und eben vergängliche Dinge schön sein können.
Wie etwa beim rumänischen Künstler Daniel Spoerri: In seinen sogenannten "Fallenbildern" hält er bestimmte Momente für die Ewigkeit fest, oder anders gesagt: Er lockt sie in die Falle. Für seine "Assemblage mit dem Kopf eines Pferdes" unterbrach er etwa ein geselliges Abendessen mit seinen Freunden, beließ benutztes Geschirr und Essensreste auf dem Tisch, klebte alles fest und machte diesen Moment zu einem Kunstwerk.
Kunst-Lesebuch zur Ausstellung
Sieben zeitgenössische Künstler mit Werken aus der Sammlung Essl präsentiert die Ausstellung "Schönheit und Vergänglichkeit", unter ihnen auch der deutsche Künstler Jörg Immendorff, der in seinen letzten Lebensjahren seine unheilbare Muskelerkrankung künstlerisch thematisierte. Man habe sich bewusst auf die Auswahl weniger Werke beschränkt, erklärt Kurator Andreas Hoffer.
Parallel zur Ausstellung erscheint ein sogenanntes "Kunst-Lesebuch": 17 junge Autorinnen und Autoren haben Essays, Gedichte und Kurzgeschichten verfasst und sich darin mit dem Thema der Schau oder einzelnen Werken auseinandergesetzt. Ab 12. Oktober 2011 finden im Essl Museum bei freiem Eintritt auch Lesungen statt.
Textfassung: Ruth Halle
service
"Schönheit und Vergänglichkeit", 5. Oktober 2011 bis 22. Jänner 2012,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (EUR 2,-).
Essl Museum