La Viena Jam mit José Ritmo

Lateinamerikanische Rhythmen in Wien

Er mag es, Menschen und Sprachen wie Farben zu mischen. José Ritmo, Sänger und Percussionist aus der Dominikanischen Republik lädt am Donnerstag, 6. Oktober 2011, in den Wiener Ost Klub zur monatlichen Jamsession "La Viena Jam".

Das Viena Jam ist eine multikulturelle Zusammenkunft, bei der alle interessierten Musiker willkommen sind, um gemeinsam lateinamerikanische Rhythmen mit vielen anderen Stilen zu kombinieren.

Fusion mit Klassik

"Die lateinamerikanische Musik ist sehr vielfältig", meint José Ritmo. "Es gibt die unterschiedlichsten Richtungen - und die kann man durchaus mischen. Das funktioniert, weil Musik wie gutes Essen ist: Du kannst lateinamerikanisches mit österreichischem Essen kombinieren und das geht gut. Also kann ich auch Walzer und Merengue, Polka und Salsa kombinieren. Das Wichtigste dabei ist der Wunsch, gute Musik zu machen."

In vergangenen Jamsessions standen Stars der Latino-Szene wie Alegre Correa oder Pablo Rojas auf der Bühne. Zahlreiche Künstler unterschiedlicher musikalischer Herkunft, Studierende und Profis jammten gemeinsam. Vor allem die Kombination aus lateinamerikanischer und klassischer Musik hat José Ritmo immer gereizt:

"Die Klassische Musik ist eine Musik, zu der man sich hinsetzt und ruhig zuhört, dazu kannst du dich nicht bewegen. Unsere Musik hingegen ist da, um sich zu bewegen, um von den Plätzen aufzustehen, Emotionen loszulassen, den Stress zu vergessen. Wir versuchen, das mit der Klassischen Musik zu fusionieren. Viele Sachen haben wir schon mit Klassik kombiniert und es hat gut funktioniert."

Kunst ist "neutral"

Dass die Begegnung der Kulturen abseits der Bühne oft von rhythmischen Ungereimtheiten, Disharmonien und Misstönen geprägt ist, streitet der Musiker nicht ab. Er sieht die Musik als eine Möglichkeit, diese Unstimmigkeiten zu überwinden:

"Die Kunst ist etwas sehr Neutrales. Sie kümmert sich nicht um Nationalitäten, Sprachen, Farben. Das Wichtigste ist, die kulturellen Eigenheiten und Abstammungen der verschiedenen Länder Lateinamerikas zu akzeptieren und zu versuchen, diese musikalischen Stile mit der österreichischen Kultur zu kombinieren."

Wien, nicht Austria

Seit neun Jahren lebt und arbeitet José Ritmo in Wien und hat hier im Laufe der Jahre eine lebendige Latin-music-Szene mitbegründet. Die erste Bekanntschaft mit Österreich hat er allerdings über den Weg der klassischen Musik gemacht.

"Vor rund 20, 25 Jahren war für uns Österreich gleichbedeutend mit Australien", erinnert sich Ritmo. "Wenn du nach Österreich auf Besuch fuhrst, sagten die Leute immer: Bring mir ein Känguru mit! Also musstest du erklären, nein, ich fahr doch nach Österreich! Da war es leichter zu sagen: Ich fahre nach Wien. Das kannten die Menschen wegen Mozart und der klassischen Musik, weil wir einen sehr großen Respekt gegenüber klassischer Musik aus Österreich haben."

Bei allem Respekt, mitunter sei das Leben der österreichischen Bevölkerung eine recht festgefahrene Routine aus Arbeit und Verpflichtungen, meint José Ritmo - ein völlig konträres Lebenskonzept zur lateinamerikanischen Wirklichkeit mit Musik, Tanz und ausgelassenen Feiern. Mitunter werde der lateinamerikanische Kontinent aber auf diese Aspekte reduziert. Viele Menschen hätten ein sehr beschränktes, klischeehaftes Bild Lateinamerikas, das will der Musiker in seinen Jamsessions ein wenig aufbrechen und den Menschen zahlreiche Klänge abseits von Salsa, Merengue und Bachata präsentieren.

"Bei dieser Jamsession wollen wir den Leuten die Möglichkeit geben, unsere Musik einerseits auf kulturell sehr hohem Niveau kennenzulernen, andererseits in einer Form der Begegnung, wo alle möglichen Nationalitäten aufeinandertreffen, wenngleich das Thema immer Lateinamerika ist", so Ritmo. "Aber wir schließen keinen Musiker aus - Russen, Deutsche, Österreicher, Chinesen. Wir möchten, dass sich alle zusammenfinden und gemeinsam das erste Latino-Jamming in der Geschichte Wiens genießen."