Autorin legendärer Kinderbücher

Christine Nöstlinger ist 75

Die österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger feiert am Donnerstag, 13. Oktober 2011, ihren 75. Geburtstag. Generationen von Kindern und Jugendlichen sind mit ihren Büchern aufgewachsen, ihre mehr als 100 Romane und Bilderbücher haben Millionenauflagen erreicht und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

2003 wurde Nöstlinger mit dem internationalen und hoch dotierten Astrid-Lindgren-Preis ausgezeichnet, im November erhält sie den deutschen Corine-Ehrenpreis für ihr Lebenswerk und aus Anlass ihres Geburtstages geben viele Verlage Nöstlinger-Sammelbände heraus.

Kultur aktuell, 13.10.2011

Erfinderin des Dschi-dschei-Wischers

"An Tagen wie diesen", sagt Christine Nöstlinger, kommt der sonst so sträflich vernachlässigten Kinderliteratur eine ungewohnte mediale Aufmerksamkeit zu. Und insofern sei der ganze Rummel, der um sie gemacht werde, gerechtfertigt und auszuhalten. Doch während Verlage Bilanzen ziehen, Sammelbände herausgeben und Jubiläumsausgaben drucken, ist für Nöstlinger der Geburtstag kein Anlass zurückzublicken, dennoch: "Das hab ich alles geschaffen, denk ich mir, wenn ich in einer Bibliothek stehe und so drei Meter Bücher von mir sehe."

Und es ist wahrlich viel, was sie geschaffen hat - begonnen mit der "Feuerroten Friederike" im Jahr 1970 und der Kunstfigur des Dschi-dschei-Wischers, der sie einer großen Radiohörerschaft bekannt gemacht hat, über zahlreiche Romane wie "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig", "Anatol und die Wurschtelfrau", "Maikäfer flieg", "Rosa Riedl Schutzgespenst" oder die "Geschichten vom Franz".

Die eigene Kindheit ist für alle ihre Bücher Inspirationsquelle geblieben. Sie gehöre nicht zu den Erwachsenen die glauben, sie kennen Kinder, sagt sie, denn "ich glaube, ich gehöre zu den Menschen, die die Tür zur Kindheit nicht geschlossen haben, ich kann jederzeit dort hineingehen". Durch ihre Enkelkinder und weil sie ein neugieriger Mensch sei, kenne sie auch die Lebenswirklichkeit heutiger Kinder. Speziell kinderlieb sei sie aber nicht: "Ich hoffe, ich bin menschenlieb!"

Nur keine Romane für Erwachsene!

Erschreckende Studien zum Leseverhalten, Gesamtschul- und Bildungsdebatten verfolgt Christine Nöstlinger mit der Gelassenheit des Alters: "Für mich ist das das reinste Déjà-vu-Erlebnis. In den 70er Jahren gab's die gleiche Debatte." Das Bildunsvolksbegehren habe sie aber dennoch unterschrieben.

Heute ist die ehemalige Vorsitzende von "SOS Mitmensch" politisch ein wenig ernüchtert und resigniert. Leute von ihrer Weltsicht überzeugen zu wollen und eine möglichst breite Masse via Zeitung zu erreichen, will sie heute nicht mehr: "Mit diesem Experiment von 'Täglich alles' bin ich kläglich gescheitert", bekennt Nöstlinger. Ihr Artikel sei auf Seite 2 erschienen und der von Gert Leitgeb, "der extreme reaktionäre Ansichten vertreten hat", auf Seite 3. "Wenn man dann Leserbriefe kriegt: 'Sie und den Herrn Leitgeb lese ich am liebsten' - was sollst' da do no denken."

So bleiben ihre Adressaten in erster Linie die Kinder. Erst unlängst ist ein neuer Gedichtband mit dem Titel "Achtung Kinder" erschienen, bei Beltz und Gelberg erscheint das "Große Nöstlinger Lesebuch", im Verlag Öetinger "Der ganze Franz" - alle Franz-Geschichten in einem Band - und bei Residenz "Eine Frau sein ist kein Sport". Einen Roman für Erwachsene werde es aber nie geben: "Ich hab so eine gute Stellung in der Kinderliteratur und die Vorstellung, dass dann in den Kritiken steht: Wäre sie doch bei ihren Kinderbüchern geblieben, davor schrecke ich zurück."

Textfassung: Ruth Halle

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