"Salome" in der Wiener Volksoper

8. April 2017, 21:58

Inszeniert hat die junge Französin Marguérite Borie, am Pult der Volksopernorchesters steht Roland Böer und zu hören sind Sabastian Holecek als Jochanaan und Annemarie Kremer in der Titelpartie.

Femme fatale, verzogenes Gör oder psychopatische Mörderin? Seit der Uraufführung von Richard Strauss' "Salome" 1905 zerbrechen sich Regisseure und Darstellerinnen an dieser Grundsatzfrage die Köpfe - auch Marguérite Borie, die zum Schluss gekommen ist, in allen Figuren menschliche Facetten entdecken zu können und ihre Inszenierung, die übrigens eine Koproduktion mit den Opernhäusern von Monte Carlo und Liege ist, schon deshalb zeitlos gestalten wollte.

Herausforderung an das Haus

Das Bühnenbild - ein dunkler Raum, an den Seiten von schwarzen Vorhängen begrenzt - wird im Hintergrund vom gleißend weißen Mond und in der Mitte des Bodens von einem riesigen Rund dominiert, der Zisterne Jochanaans, um die sich ja alles abspielt. Die Kostüme sind stilisiert, stimmungsvolle Beleuchtung wird groß geschrieben.

Einziger Wermutstropfen an der Bühne ist, dass Bühnenbildner an Laurent Castaingts visuell, aber leider nicht akustisch und schon gar nicht an die Sänger gedacht hat, bedauert an erster Stelle Roland Böer, Dirigent der Produktion. Er hat - was im ersten Moment erstaunlich klingt - den Orchestergraben noch ein bisschen hoch fahren lassen, damit die Musiker einen besseren Kontakt zur Bühne herstellen und so lautstärkenmäßig mehr auf die Sänger eingehen können.

"Salome" ist eine echte Herausforderung an das Haus am Währinger Gürtel, die in fast allen Partien mit Ensemblemitgliedern bestritten werden kann. So Irmgard Vilsmaier als Herodias, Vincent Schirrmacher als Narraboth oder Sebastian Holecek als Jochanaan.

Textfassung: Ruth Halle