Unkoventionelle Barockoper von Händel
"Serse" im Theater an der Wien
"Serse" von Georg Friedrich Händel ist wohl eine der unkonventionellsten Opern des Barockkomponisten. Der persische König Xerxes im Liebestaumel steht im Mittelpunkt der Handlung. Am Sonntag, 16. Oktober 2011, hat die Oper im Theater an der Wien Premiere.
8. April 2017, 21:58
Die schwedische Mezzosopranistin Malena Ernman schlüpft dabei in die Hosenrolle des König Xerxes; es spielt das Ensemble Matheus unter der Leitung von Jean-Christophe Spinosi, der im Theater an der Wien 2009 mit Händels "Messiah" zu sehen war.
"Ombra mai fù" ist eine der wohl bekanntesten Arien Georg Friedrich Händels. In seiner Oper "Serse" steht sie gleich am Beginn: König Xerxes hat seine Verlobte Amastre verlassen. In Ermangelung einer neuen Geliebten singt er ein zärtliches Loblied auf eine Platane. Allein diese Szene zeigt, dass die Handlung in "Serse" nicht immer bierernst aufzufassen ist. Vielmehr beinhaltet dieses Werk sowohl Tragik als auch Komik. Für das Londonder Publikum in der Mitte des 18. Jahrhundert war das neu - zu neu, denn damals fuhr Händel mit "Serse" einen Misserfolg ein.
Experimentieren und improvisieren
Heute zählt "Serse" zu den öfter gespielten Händel-Opern. Für Jean-Christophe Spinosi, den musikalischen Leiter der Produktion im Theater an der Wien, lässt gerade dieses Werk in der Interpretation neue Ideen zu: "Wir experimentieren hier mit neuen musikalischen Ausdrucksweisen, die ein wenig den Gepflogenheiten widersprechen. 'Serse' ist die ideale Oper dafür. Ich denke, die Sänger genießen diesen sehr zeitgenössischen Zugang zum Werk."
Tatsächlich wird an manchen Stellen musikalisch experimentiert und improvisiert, wie es nur selten zu erleben ist. Musikalische und darstellerische Spielfreude fallen hier zusammen - vor allem bei der schwedischen Mezzosopranistin Malena Ernman, die in der Titelrolle zu sehen ist. Gerade Händel lasse in seinen Werken viel mehr Spielraum für Improvisation als etwa Mozart oder Verdi; man brauche eben nur Regisseure und Dirigenten, die einem diese Freiheiten auch lassen, meint die Sängerin.
Mit Jean-Christophe Spinosi, der sein Ensemble Matheus energisch anleitet, hat Ernman dafür den idealen Partner gefunden. In der Inszenierung des britischen Regisseurs Adrian Noble agieren die Sänger innerhalb und außerhalb eines tempelartigen Rondeaus, dessen Wände sich öffnen und schließen lassen. Auf die Drehbühne hat Noble einen Garten gepflanzt, der auf der einen Seite saftig grün und auf der anderen winterlich karg ist. Und auch die Platane darf freilich nicht fehlen. Diese Produktion von "Serse" im Theater an der Wien dürfte zum Erfolg geraten.
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Georg Friedrich Händel, "Serse", 16. bis 27. Oktober 2011, Theater an der Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Theater an der Wien - Serse