Gaddafi - Diktator im Größenwahn

Mit dem Tod Gaddafis schließt sich ein Kreis, der seinen Ausgangspunkt im Februar in der Erhebung gegen den Diktator hatte. Die Rebellenbewegung wurde von der Nato aus der Luft unterstützt, was erheblich zu deren Erfolg beitrug. Als offizielles Datum der Absetzung Gaddafis gilt der 22. August, an dem die Rebellen die Eroberung der Hauptstadt Tripolis meldeten.

Abendjournal, 20.10.2011

Terror und Menschenrechtsverletzungen

Der junge Offizier Gaddafi hatte sich 1969 an die Macht geputscht und versucht, das nordafrikanische Land mit einer Mischung von sozialistischen und islamischen Kriterien zu gestalten. Dem für seine exzentrischen Auftritte bekannten wurden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Außerdem soll das Gaddafi-Regime in mehrere Terroranschläge verwickelt gewesen sein. Dazu gehörte 1988 der Bombenanschlag auf ein PanAm-Verkehrsflugzeug, das über der schottischen Ortschaft Lockerbie abstürzte. Gaddafis Regierung soll auch 1986 hinter dem Bombenanschlag auf die Berliner Diskothek "La Belle" gestanden sein.

Bei Arabern abgeblitzt

Gaddafi, 1942 als Sohn eines nomadisierenden Bauern in der Nähe der Stadt Sirte geboren, hätte nach seiner der Machtergreifung 1969 am liebsten gleich die gesamte arabische Welt mit seiner hausgemachten Volksbefreiungsideologie beglückt. Doch die Araber zeigten ihm die kalte Schulter. Enttäuscht wandte er sich den Afrikanern zu, die ihn dank großzügiger Spenden gerne in ihrer Mitte aufnahmen.

Monarchie, Volksrepublik, Diktatur

Gaddafi wurde mit den Jahren immer neurotischer und aufbrausender. Er misstraute fast jedem. Er achtete darauf, dass niemand außer ihm selbst in Libyen Berühmtheit erlangte und verließ sich zuletzt bevorzugt auf die eigene Familie. Gaddafi führte sein Land erst von der Monarchie in eine Art Volksrepublik. Dann sorgte er dafür, dass Libyen international als einer der Hauptsponsoren des Terrorismus gebrandmarkt und mit Sanktionen belegt wurde.

Belohnung für Wende

Im Jahr 2003 verkündete er dann plötzlich, Terror und Aufrüstung seien sinnlos. Deshalb werde er nun die Unterstützung von Extremistengruppen beenden und alle Programme zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen einstellen. Belohnt wurde Gaddafi für diese Kehrtwende mit verbesserten Beziehungen zu mehreren westlichen Staaten. Besonders eng wurde der Kontakt zu Italien - wohl auch, weil sich Gaddafi und der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi auf der menschlichen Ebene bis zuletzt gut verstanden hatten.