Die "Café Sonntag"-Glosse von Klaus Eckel
Film und Wirklichkeit
Dank des französischen Kinos weiß ich, dass es meistens regnet, wenn eine Frau mit einem Mann auf der Straße Schluss macht. Natürlich kann es auch sein, dass es regnet und die Frau sich sofort denkt: Heute haben wir ein super Wetter zum Schlussmachen. Auf alle Fälle gehe ich aufgrund des französischen Kinos mit meiner Frau nicht mehr auf die Straße, wenn am Horizont dunkle Wolken aufziehen.
8. April 2017, 21:58
Klaus Eckel
wünscht sich Außerirdisches
Das Kino hat überhaupt mein Denken ziemlich schubladisiert. Unterhalten sich in Filmen zwei bärtige Männer auf Arabisch, weiß ich sofort, die sind von der Al-Kaida. Brennende Autos müssen auch explodieren. Und immer wenn ein Bösewicht aus einer Kellernische springt, wird man mit bedrohlicher Orchestermusik vorinformiert.
Schade eigentlich, dass in der Realität bei gefährlichen Alltagssituationen solche Vorwarn- Geigen nicht erklingen. Zum Beispiel wenn mir mein Vermögensberater erneut versucht als Pensionsvorsorge eine griechische Staatsanleihe zu verkaufen.
Sämtliche Filme bescherten mir auch ein ziemlich konkretes Bild vom Außerirdischen. Mir ist jetzt klar, der ist dürr, hat einen riesigen Schädel, durchsichtige Körperteile und ein paar Saugknöpfe. Manchmal frage ich mich, warum eigentlich ein Außerirdischer nicht so aussehen könnte, wie Michael Spindelegger. Falls Michael Spindelegger ein Außerirdischer wäre, ich würde es ja gar nicht mehr bemerken. Er ist nicht grün und in sitzt in seiner Freizeit lieber auf dem Fahrrad statt in UFOs. Also der muss ja wohl von hier sein.
Doch könnte uns das Kino nicht einmal ganz andere Bilder in den Kopf setzen? Schön wäre doch ein Mafia-Film, bei dem der Patrone seinen Sohn in der Früh mit dem Auto in die Waldorfschule bringt. Er ärgert sich über den Stau, weil er deshalb zu spät zur Hausarbeit kommt. Und am Nachmittag übt er mit seinen Kindern für das bevorstehende Blockflötenkonzert.
Interessant wäre auch ein amerikanischer Gefängnis-Film, bei dem sich die muskulösen Insassen im Hof regelmäßig zum Lach-Yoga treffen. Oder ein Erotikstreifen, in dem der durchtrainierte Pool-Reiniger bei der Hausfrau im Garten erscheint und er reinigt dann wirklich nur das Pool. Jetzt werden viele Regisseure natürlich sagen: Das entspricht doch alles nicht der Wirklichkeit! Da erwidere ich jedoch sofort: Dann soll das Kino doch bitte diese erschaffen. Beim Außerirdischen ist das doch auch gelungen.