Umfassender Werküberblick

Markus Schinwald im Lentos

Markus Schinwald, der heuer den österreichischen Pavillon bei der Biennale in Venedig gestaltet hat, gibt im Linzer Kunstmuseum Lentos einen gelungenen Überblick über sein Schaffen. Werke aus den 1990er Jahren wie Kleidung, die ihren Träger zu eigenwilligen Haltungen zwingt, und ganz Aktuelles ist zu sehen.

Kultur aktuell, 29.10.2011

Lentos-Chefin Stella Rollig freut sich, die lange geplante Schau im Lentos noch während der Biennale eröffnen zu können. Schinwald sei einer der maßgeblichen Künstler seiner Generation und sie hoffe, dass die Ausstellung das vermitteln könne. Tatsächlich wird in Linz ein großer, spannender Bogen über das Werk des gebürtigen Salzburgers gespannt, der bei modischen Kreationen wie dem bekannten "Jubelhemd" beginnt, bis zu ganz aktuellen überarbeiteten Ölbildern führt und auch Skulpturen und Filme miteinschließt.

Kein Gewinn durch Biennale

Das Bildnis eines Mannes, der nur noch von der Hüfte abwärts zu sehen ist - der Rest wurde übermalt -, ist eine klare Referenz an die Pavillon-Gestaltung in Venedig. Dort ließ er die Trennwände einen Meter über dem Boden schweben, sodass die Beine der durchgehenden Besucher sichtbar sind. Die Ausstellung in Venedig sei er so angegangen wie jede andere auch, allerdings "schon im Bewusstsein, dass es eine größere Aufmerksamkeit kriegt", so Schinwald, der an der Linzer Kunstuni studiert hat.

Geändert habe sich seither nicht viel. Auf der Straße in Wien werde er zwar erkannt und angesprochen, da "war mir das Anonyme früher lieber". Doch "das wird sich wieder auf ein normales Maß einpendeln", meinte Schinwald. Beruflich seien bisher Anfragen gekommen "die ich auch vor der Biennale nicht gemacht hätte". Finanziell habe sich Venedig nicht gelohnt.

Einzelne Wandelemente

Im Lentos löste Schinwald die Raumsituation durch ein Konzept mit einzelnen Elementen, die nur scheinbar korrespondieren. "Jede Wand ist eine Spur zu kurz oder zu lang, geht wie eine Klammer in die nächste rein." Begrüßt werden die Besucher von zwei Marionetten, ehe ein Durchgang zu den veränderten Kleidungsstücken und Schuhen führt. Mit einer Wanduhr, die nur elf Stunden hat, spricht Schinwald das Thema Zeit an.

In ganz neuen Werken, von ihm bearbeiteten Lithographien aus dem 19. Jahrhundert, verhüllt und umwickelt er die Porträts dort, wo er sonst gerne Prothesen einsetzt.

Dokumentarisch ist die Projektion einer Performance mit dem russischen Tänzer Oleg Soulimenko an der Wand "A Stage Matrix II". Am 15. Dezember 2011 und 19. Jänner 2012 sind von Schinwald entwickelte Performances mit Linzer Schauspielern in der Ausstellung zu sehen.

Service

"Markus Schinwald", 28. Oktober 2011 bis 12. Februar 2012, Kunstmuseum Lentos,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (30 Prozent).

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