Skeptiker sehen Gefahr für Literaturunterricht
Zentralmatura: Schwachstelle "Deutsch"
Die geplante Zentralmatura in Deutsch, Mathematik und den lebenden Fremdsprachen nähert sich mit Riesenschritten. Die neue Reifeprüfung soll in den Jahren 2014 und 2015 an Österreichs Höheren Schulen eingeführt werden. Bei einem Wiener Fachkongress äußerten die Vetreter der IG Autoren aber Bedenken.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 14.11.2011
Martin Haidinger
Einheitliche Aufgabenstellungen
Im Rahmen der Zentralmatura wird es österreichweit einheitliche Aufgaben in den schriftlichen Fächern geben. Was die einen als drohende Niveauabsenkung kritisieren, ist für andere der Kern einer fairen und gerechten Beurteilung.
"Text kann nicht mehr trainiert werden"
Das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) ist mit der Ausarbeitung der neuen Reifeprüfung betraut. Bifie-Wien-Chef Josef Lucyshin deutet an, was sich im Fach Deutsch ändern wird: "Ein Text kann nicht mehr wochenlang vor der Matura trainiert und mögliche Fragen schon fertig ausgearbeitet werden."
Stattdessen müssten die Schüler "grundsätzliche und strukturelle Fragen" beantworten, die Aussage eines Textes herausarbeiten und sich kritisch mit diesem auseinandersetzen.
Autoren skeptisch
Beurteilt werden soll die Deutschmatura nach wie vor von den eigenen Lehrkräften, jedoch nach einem vorgeschriebenen Rastersystem. Sorgen äußern Vertreter der IG Autoren, eine Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren.
Die Schriftsteller fürchten, dass durch eine Verengung des Prüfungsstoffes die Literaturpflege an den Allgemeinen und Berusbildenden Höheren Schulen verkümmert.
"Matura wird Literatur-Vielfalt nicht gerecht"
Würden Textauswahl und Aufgabensetting von Schulbüchern ausschließlich am Kompetenzkanon für die Zentralmatura ausgerichtet, "würde dies zu einer bedenklichen Verarmung des Lektüreangebots führen, die der Vielfalt von Literatur in keiner Weise mehr gerecht wird", sagt etwa AHS-Direktor, Lehrbuchautor und Essayist Christian Schacherreiter.
Schacherreiters Forderung daher: Zumindest eine Aufgabestellung bei der Zentralmatura muss die Interpretation literarischer Texte in einem freien Schreibprozess, allerdings basierend auf methodischen Zugängen, umfassen.
Deutschland: Zentralmatura erfolgreich
In den meisten Bundesländern in Deutschland gibt es die Zentralmatura schon, so die Bildungsforscherin Juliane Köster. Dort hätte sie auch die Qualität der Prüfungen verbessert. Schulversuche zu Zentralmatura laufen auch schon an einigen österreichschen AHS.