Sänger und Schauspieler starb 65-jährig

Trauer um Ludwig Hirsch

Der Sänger und Schauspieler Ludwig Hirsch starb 65-jährig. Donnerstagfrüh habe er seinem Leben ein Ende gesetzt, bestätigte sein Management gegenüber dem ORF. Nicht nur die österreichische Musikszene zeigt sich tief betroffen.

"Dunkelgraue Lieder" hieß Hirschs Debütalbum (1978). Er war Ensemblemitglied in der Wiener Josefstadt und komplettierte das Ensemble beim Salzburger "Jedermann".

Mittagsjournal, 24.11.2011

Mit Lungenentzündung im Spital

Noch im Juli gab der Chansonnier Konzerte in ganz Österreich.

Dabei dürfte es ihm jedoch schlechter gegangen sein, als es den Anschein hatte. Zuletzt wurde er wegen einer Lungenentzündung im Wilhelminenspital behandelt. Mittwochfrüh habe er seinem Leben ein Ende gesetzt, wie sein Management gegenüber Radio Wien bestätigte.

Ensemblemitglied in der Wiener Josefstadt

Bevor Hirsch sich hauptberuflich der Musik zuwandte, absolvierte er ein Grafikstudium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und besuchte die Schauspielschule Krauss. Als Theaterschauspieler war er zuerst auf deutschen Bühnen tätig, bevor er 1975 Ensemblemitglied in der Wiener Josefstadt wurde. Zu dieser Zeit kam auch der Durchbruch mit seiner ersten LP, der mehr als 20 Platten folgen sollten. Hirsch wirkte auch als Gestalter der Ö3-Sendung "Siesta" und war als Sprecher in zahlreichen Hörspielen in Österreich 1 zu hören.

Seine letzte genuine Musikveröffentlichung war das Album "In Ewigkeit Damen", das 2006 erschienen ist. Danach folgten 2009 "Weihnachtsgeschichten": Auf dem Hörbuch versammelte Hirsch "ein bisschen was Skurriles, Zärtliches und Verträumtes", wie er anlässlich der Veröffentlichung gegenüber der APA erklärte.

Ludwig Hirsch über seinen Musizierstil

Neuauflage des Werkkatalogs

Im vergangenen Herbst ging Hirsch auf Tour, "Vielleicht - zum letzten Mal", so der Titel. Es sollten aber noch die diesjährigen Konzerte gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Johnny Bertl folgen, die einen Überblick über die knapp 30-jährige, kreative Schaffensphase des Sängers boten.

Diesen durften sich Fans auch des öfteren nach Hause holen, gab es doch mit "Den größten Hits aus 20 Jahren" (1997), dem Livemitschnitt "Dunkelgrau" (1999) oder der Werkschau "Ausgewählte Lieder" (2004), die kurze Einleitungen des Sängers zu den jeweiligen Songs beinhaltet, auch eine Neuauflage seines gesamten Werkkatalogs im Jahr 2008. Im Rückblick auf sein Schaffen meinte Hirsch damals, dass er "immer wieder positiv überrascht" wurde: Es gebe "uralte Lieder, in die bin ich immer noch verliebt".

Zahlreiche Auszeichnungen

Weniger eine Überraschung als eine Bestätigung seines Erfolges eröffnet ein Blick auf die bisherigen Auszeichnungen. 2002 gab es für das Album "Perlen" eine goldene Schallplatte, ebenso wie für "In meiner Sprache" und "Sternderl Schaun" (jeweils 1992). Am längsten in den Charts hielt sich allerdings sein Debüt, das gut ein Jahr in der Hitparade verweilte. Und auch einen Nummer-1-Song durfte der Musiker sein Eigen nennen: Die Single "Gel', du magst mi" erreichte 1983 die Spitze der heimischen Charts. Für "Perlen" wurde er darüber hinaus mit einem Amadeus Austrian Music Award ausgezeichnet.

Im Juni 2011 wurde Hirsch mit dem "Goldenen Rathausmann" ausgezeichnet worden. "Es ist eine kleine Liebeserklärung der Stadt Wien", freute sich Hirsch damals über die Anerkennung.

Sammelband seiner Texte

Ein Sammelband seiner Texte ist im vergangenen Herbst unter dem Titel "Ich weiß es nicht, wohin die Engel fliegen" erschienen. Dem Theater hatte Hirsch in dieser Zeit nie gänzlich den Rücken zugekehrt, 2004 war er etwa bei den Festspielen Reichenau in Tschechows Untergangskomödie "Der Kirschgarten" und 1998 im Volkstheater ("Irma La Douce") zu sehen.

Anfang der 1990er Jahre komplettierte er das Ensemble beim Salzburger "Jedermann". Egal ob Musik, Theater oder Lesung, bei Hirsch geht es immer um die Geschichte, wie er einst erklärte: "Ich kann nichts anderes als Geschichten erzählen, den Leuten Bilder malen, akustisches Kino zu bieten. Es wäre schrecklich, wenn ich mich auf anderes Terrain begeben würde. Ich hab's hin und wieder versucht - und es hat absolut nicht funktioniert."

Die letzte Tournee

Anfang des Jahres begab er sich auf Tour: Mit dem Programm "Gänsehaut" präsentierte er Highlights aus seiner 30-jährigen Musikerkarriere in Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz.

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Ludwig Hirsch

Betroffenheit nicht nur in der Musikszene

Musikerkollege Rainhard Fendrich zeigte sich angesichts des Ablebens von Ludwig Hirsch in einer ersten Reaktion "tief traurig, bestürzt und erschüttert darüber, wie verzweifelt ein Mensch sein muss in dem Moment, wo er beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen". Er habe Hirsch "als exzellenten Schauspieler und als introvertierten, sehr feinsinnigen Künstler" kennengelernt, "der mit seiner Stimme Menschen verzaubern konnte", wie Fendrich in einer Aussendung mitteilen ließ.

Auch für Marianne Mendt "ist wieder ein ganz Großer gegangen", wie sie die APA wissen ließ. "Ich bin schockiert und traurig." Betroffen zeigte sich auch der Seifert Verlag, der im vergangenen Jahr Hirsch Textsammlung "Ich weiß es nicht, wohin die Engel fliegen" veröffentlichte, in einer Aussendung. Man habe ihn als einen "gewissenhaft und unbeirrbar seinem Künstlertum" verpflichteten Menschen kennengelernt, der bescheiden und zurückhaltend "stets seinen hohen Prinzipien gehorchte".

Als Dialektdichter gewürdigt

Nicht nur als Liedermacher und Schauspieler wurde Hirsch gewürdigt: "Er war auch ein österreichischer Autor mit Wurzeln in der neuen österreichischen Dialektdichtung", so IG Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss in einer Aussendung. Hirsch sei zwar "wie viele andere Künstler dieser Zeit genauso von der Austro-Pop-Welle erfasst" worden, "er war und blieb aber immer der Künstler, der er von Beginn seiner ersten literarisch-musikalischen Auftritte an war". "Es ist also kein Wunder, dass der Austro-Pop durch ihn mitgeprägt wurde und nicht umgekehrt der Austro-Pop ihm seinen Stempel aufgedrückt hat."

"Es gab und gibt keinen zweiten, der auf eine ihm verwandte oder ähnliche Art geschrieben, komponiert und interpretiert hat, eindringlich statt aufdringlich, zurückgenommen statt herausplatzend, überzeugend statt parolenhaft", betonte Ruiss. "Ludwig Hirsch bleibt. Zum Nachlesen, zum Nachhören. In unserem Gedächtnis, in unserer Erinnerung. Wir trauern mit seinen Freunden und seiner Familie."