Neuverfilmung von Cary Fukunaga

Charlotte Brontés "Jane Eyre"

1847 erschien mit "Jane Eyre" der erste Roman der britischen Autorin Charlotte Bronté, der mittlerweile mehr als ein Dutzend mal für das Kino verfilmt wurde. Nun hat sich auch der US-amerikanische Regisseur Cary Fukunaga an diesem Klassiker rund um die Selbstfindung einer jungen Frau versucht.

Kultur aktuell, 01.12.2011

Es herrscht Weltuntergang in den ersten Bildern dieser "Jane Eyre"-Verfilmung, es blitzt und donnert, strömender Regen fällt. Ein Sturm, der den Gemütszustand der jungen Jane Eyre auf den Punkt bringt. Vor allem die Tante, Mrs. Reed, spielt der jungen Jane immer wieder übel mit.

Vom Anwesen der ungeliebten Tante kommt Jane in die Strenge des Internats, vom Regen in die Traufe also, eine Dressur sondergleichen. Die Kindheit ist dahin, so wird man auch schneller erwachsen. Das Waisenkind wächst an seinem Leiden.

Ambivalenter Charakter

Trotz der permanenten Krisen habe sie sich ein Selbstbewusstsein geschaffen und ihre Intelligenz, Leidenschaft und Neugierde bewahrt, meint Regisseur Cary Fukunaga.

Fukunaga hält sich, bei aller Straffung des Textes, weitgehend an die literarische Vorlage, übernimmt zum Teil direkt die Dialoge, arbeitet sich aber hauptsächlich am ambivalenten Charakter der Hauptfigur ab: pragmatisch, direkt nüchtern, aufrichtig und bescheiden die eine Jane Eyre, traumhaft, schwebend, romantisch und fantasievoll die andere - ein Freigeist, der Freiheit und Selbstbestimmung gegen gesellschaftliche Zwänge verteidigt und der weiß, dass es wahre Liebe als höchstes Gut nur ganz oder gar nicht gibt.

Zeitlose Themen

Trotz aller emotionaler Verwirrungen hat Regisseur Fukunaga versucht, die melodramatischen Seiten des Stoffs nicht übermäßig zu betonen. Zwischen Traum und Wirklichkeit pendelt diese solide Verfilmung eines Klassikers, stets die Zeitlosigkeit der verhandelten Themen im Visier.

Regisseur Fukunaga setzt den großen Dramen kleine, aber feine Gesten entgegen. Man kann sich schon was abschauen, wenn Jane selbst im Moment der größten Demütigung ihre Teetasse immer noch mit Würde zu halten versteht.

Textfassung: Ruth Halle

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Jane Eyre