Drei Österreicher nominiert

Vorschau auf Europäischen Filmpreis

Vor zwei Jahren war der österreichische Filmregisseur Michael Haneke der große Abräumer beim Europäischen Filmpreis. Auszeichnungen für den besten Film, bestes Drehbuch und beste Regie gab es damals. Auch bei der 24. Ausgabe des Europäischen Filmpreises gibt es wieder drei österreichische Nominierungen.

Mittagsjournal, 03.12.2011

Dass der europäische Filmpreis auch oft der europäische Oscar genannt wird, aber keineswegs die Aufmerksamkeit erfährt wie die Preisverleihung in Hollywood, widerspiegelt nur die Vormachtstellung, die die amerikanische Filmindustrie in Verleih, Marketing und die Kontakte zu den Fernsehanstalten hat. Europa hat auch in der Filmkultur noch nicht zu Selbstbewusstsein und Einigkeit gefunden, die nötig wäre, um der geballten Wirtschaftsmacht der USA die Stirn zu bieten.

Die europäische Filmakademie, die aus über 2.500 Mitgliedern besteht und die Preisträger auswählt, Wim Wenders, der Präsident, und Marion Döring, die seit Anbeginn des Preises leitend in der Organisation in Berlin tätig ist, sind sich dessen bewusst. Dass vergleichsweise wenige europäische Zuschauer den Weg zu den oft qualitativ hochwertigeren Filmen aus Europa findet und Massenware aus den USA vorzieht, betrübt sie nach wie vor.

Favorit Lars von Trier

Filme wie jene, die aus Österreich in der Kategorie Erstlingsfilm nominiert sind, haben es naturgemäß an den Kinokassen schwer, sind doch beide eher schweigsam und lakonisch. Der eine, "Michael" von Markus Schleinzer, erzählt auf irritierende Weise von Kindesmissbrauch und Entführung, der andere, "Atmen" von Karl Markovics, von einem jugendlichen Freigänger, der in einem Bestattungsunternehmen arbeitet. In der Kategorie "Kurzfilm" ist übrigens ein dritter Österreicher nominiert: Josef Dabernig für "Hypercrisis".

Großer Favorit bei den sonstigen Nominierungen ist der Däne Lars von Trier für "Melancholia". Nach dem Eklat mit dem missverständlichen Nazi-Sagern beim Filmfestival von Cannes, will von Trier aber keine öffentlichen Statements mehr geben.

Wer sich dafür interessiert, kann die Verleihung der Europäischen Filmpreise am Samstagabend, 3. Dezember 2011, live auf der Internetseite des Filmpreises miterleben, der dann in über 100 Ländern in den verschiedensten Aufzeichnungen ausgestrahlt wird, so auch in Arte und im ORF am Sonntagabend, 4. Dezember 2011.

Textfassung: Ruth Halle