Rassismusdrama "The Help"
In der Hitze des Südens
Als der Film "The Help" im Sommer in den USA herauskam, landete er überraschend auf Platz 1 der Kinocharts und setzte sich damit gegen kalkulierte Blockbuster wie "Planet der Affen" durch. Dabei handelt es sich bei "The Help" um ein Rassismusdrama aus dem Amerika der 1960er Jahre. Der Film wird als großer Oscar-Kandidat gehandelt.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 05.12.2011
In der Bürgerrechtsbewegung spielte das Jahr 1963 eine große Rolle. Beim "Marsch auf Washington" folgten damals 250.000 Menschen Martin Luther King - ein großer Durchbruch war erzielt worden. Im amerikanischen Süden war davon jedoch wenig zu spüren. Genau dort, im Bundesstaat Mississippi, siedelt Regisseur Tate Taylor aber seine Geschichte an. Es geht um eine Gruppe afroamerikanischer Hausmädchen, die sich für einen Hungerlohn in den Haushalten reicher Weißer verdingen müssen.
Hauptdarstellerin Viola Davis kannte die Tragik aus ihrer eigenen Familiengeschichte: "Meine Mutter verließ mit 14, mein Vater sogar schon mit elf die Schule. Sie mussten arbeiten gehen, damit die Familie ihre Rechnungen bezahlen konnte. Sie arbeiteten auf den Tabak- und Baumwollfeldern oder als Hausmädchen, wo sie putzten und auf die Kinder aufpassten und dafür 25 Dollar die Woche bekamen."
Gedreht an Originalschauplätzen
Was "The Help" von anderen Südstaatendramen unterscheidet: Der Film ist aus der Perspektive dieser Frauen erzählt. Und die entsprechen so gar nicht den üblichen Klischees. "Die Bürgerrechtsbewegung ist nur ein Element unserer Geschichte", sagt Regisseur Tate Taylor. "Mir ging es darüber hinaus auch um komplexe Figuren. Ich wollte keine Opfer zeigen, die Frauen sollten Humor haben und Widersprüche in sich vereinen und nicht nur ein Echo sein auf die politischen Zustände ihrer Zeit. Ich wollte keine schablonenhaften Figuren, wie sie in solchen Filmen oft üblich sind."
Ihr Sprachrohr finden die Frauen in einer jungen weißen Journalistin. Sie will die Missstände aufdecken und beginnt deren Geschichten aufzuschreiben.
Regisseur Tate Taylor stammt selbst aus Mississippi und bestand darauf, an Originalschauplätzen zu arbeiten. Vier Monate dauerten die Dreharbeiten, die Taylor absichtlich in den Sommer verlegte. "Die Hitze verändert das Denken und Handeln", so Tate Taylor, "und wenn meine Schauspielerinnen bei über 40 Grad im Schatten geschminkt in ihren 60er-Jahre-Kleidern und -Schürzen steckten, dann machte das etwas mit ihnen. Der ganze Schweiß und die ganze Spannung, die in den dramatischen Szenen sichtbar werden, die sind echt und die wollte ich drin haben im Film und deshalb haben wir auch im Sommer gedreht."
Verfilmter Bestseller
Viele Anstrengungen haben Taylor und sein Team unternommen, um die 1960er Jahre wiederaufleben zu lassen. Seine Schauspielerinnen mussten den alten Südstaatenslang sprechen, die Bevölkerung steuerte authentische Kleider und Requisiten bei, und auch die damaligen Gewohnheiten kamen in "The Help" zum Tragen. So vergeht keine Minute im Film, in der nicht geraucht wird. "Unsere Mütter, unsere Tanten und auch die Männer, alle haben sie damals geraucht", sagt Tate Taylor. "Rauchen war damals einfach ein fixer Bestandteil des Lebens. Genauso wie übrigens auch das Trinken. Wenn man um fünf Uhr von der Arbeit nach Hause kam, dann mixte man sich als Erstes einen Cocktail."
"The Help" entstand übrigens nach einem Bestseller von Kathryn Stockett, einer Jugendfreundin von Tate Taylor. Beide kannten also aus eigener Erfahrung die Verhältnisse vor Ort. Und das merkt man Film und Vorlage an, dass hier zwei wissen, wovon sie erzählen.