Uraufführung im Burgtheater-Kasino

Die Froschfotzenlederfabrik

Oliver Kluck ist einer der gefragtesten jungen Theaterautoren im deutschen Sprachraum. Am Mittwoch, 21. Dezember 2011 hat sein jüngstes Stück im Burgtheater-Kasino seine Uraufführung.

Kultur aktuell, 21.12.2011

Schnell, wütend, witzig

"Ein Text, beim besten Willen nicht zusammenfassbar, schnell, wütend, witzig, verzweifelt", schrieb Roland Schimmelpfennig, einer der zurzeit erfolgreichsten deutschen Gegenwartsdramatiker über "Das Prinzip Meese", einem preisgekrönten früheren Stück des 31-jährigen Oliver Kluck. Ähnliches kann auch für sein neuestes Opus gelten, das den schönen Titel "Die Froschfotzenlederfabrik" trägt.

Einige Themen tauchen darin auf - es geht um eine kaputte Familie, eine trinkende Mutter, die sich in einem schlecht funktionierenden kommunalen Spital behandeln lassen muss, eine Tochter, die sich ihren Lebensunterhalt als Pornodarstellerin verdient, und das, als Tochter eines Fabrikanten, der Kleidung für Neonazis herstellt. In einem Fernsehinterview erklärt dieser, wie er das macht.

Texte nur als Arbeitsgrundlage

Oliver Klucks Texte sind nur eine Arbeitsgrundlage für die Inszenierung .Er lässt dem Ensemble größtmögliche Freiheit.

Dazu die Regisseurin Anne Bergmann: "Oliver hat bei der Konzeptionsprobe gesagt: Hier habt ihr den Text. Guckt, was ich darin entdecken könnt und dann lass ich mich überraschen."

Was sei nicht so leicht war, denn "beim Stück ist manches, wenn man es liest, nicht ganz klar; da fragt man sich immer wieder: Was sind denn das für Szenen, die da vorkommen, was hat das zu bedeuten? Und ich habe versucht, alles ein bisschen klarer auf die Bühne zu bringen."

Ernste Themen

In der turbulenten Produktion werden auch durchaus ernste Themen wie Fremdenhass beziehungsweise Neonazis in Ostdeutschland mit trashigem Humor thematisiert.

"Ich komme ja selber aus Ostdeutschland. Es ist quasi auch meine Heimat. Mir geht das extrem nah, was da passiert. Auch die Sicht auf Ostdeutschland. Wenn ich sage, ich komme aus Ostdeutschland, hört man immer: Oh Gott, im ganzen Osten sind nur Nazis! Und das ist natürlich auch eine ganz furchtbare Verallgemeinerung. Und ich habe versucht das in der Inszenierung auch mit einem gewissen Humor auf die Bühne zu bringen."

Fräuleinwunder des Theaterbetriebs

Anne Bergmann ist sicher für dieses Stück ein guter Griff, die 33-Jährige, die von der "Süddeutschen Zeitung" als "das explodierende Fräuleinwunder des deutschen Theaterbetriebs" tituliert wurde, kann schon auf eine relativ reiche Regieaktivität, vor allem in Deutschland, zurückblicken.

Zu Kluck, der manchmal wegen seines Zynismus und seiner Streitbarkeit mit Thomas Bernhard verglichen wird, meint sie: "Ich finde da muss der Oliver noch ein bisschen arbeiten an seinen Texten, um diesem Vergleich standzuhalten, er möge mir das verzeihen. Aber was die Streitbarkeit betrifft, bin ich definitiv auch der Meinung, dass da ein Vergleich möglich ist."

Textfassung: Rainer Elstner

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Burgtheater - Die Froschfotzenlederfabrik