Blüten der Krise
Wein als Geldanlage
In Zeiten der Krise wenden sich die Anleger immer mehr sicheren Wertanlagen zu. Neben Gold oder Immobilien, scheinen viele Anleger jetzt auch den Wein entdeckt zu haben. Besonders die klassischen französischen Bordeaux-Weine. Eine sichere Wertanlage denn die Preise steigen. Grund für diese Wertsteigerung: das Interesse des chinesischen Marktes.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 07.01.2012
Gewinn statt Verlust an der Börse
Im Laufe der letzten fünf Jahre hat der Zahnarzt Patrik Noel seine Ersparnisse an der Pariser Börse investiert. Aktien, Fonds und andere Wertpapiere. Der Erfolg war mäßig. Unterm Strich hat er verloren. Um sein Kapital zu retten, hat er schließlich begonnen in Wein zu investieren. Nicht um sich sinnlos zu betrinken, sondern wirklich um Geld zu machen: In sechs Monaten hat mein Weinkeller 10 Prozent an Wert hinzugewonnen. In der gleichen Zeit hat die Pariser Börse sicherlich 20 bis 25 Prozent verloren.
Es ist hauptsächlich der chinesische Markt, der die französischen Top Weine entdeckt. Zum Beispiel ein Chateau Lafite 2008. Als Primeur, das heißt als heuriger Wein hat die Flasche damals 200 Euro gekostet. Heute knapp vier Jahre später ist der wiederverkaufspreis auf 1.573 Euro gestiegen. Eine ganz normale Entwicklung, sagt Weinexperte Oliver Murphy, es sind nicht nur die chinesischen Millionäre die gute Weine kaufen.
Chinesen im Kaufrausch
Den Geschmack für hochwertige Weine entdecken die Chinesen nicht nur in den Ballungszentren wie Beijing oder Shanghai, auch in der Provinz wollen immer mehr Chinesen hochwertige Weine kosten.
Und Serena Sutcliff, die Leiterin der Weinabteilung im Auktionshaus Sotheby’s, meint die Chinesen sammeln den Wein nicht, sie kaufen um ihn zu trinken: Sie trinken ihn zum Essen, mit Freunden, sie verschenken ihn, aber sie konzentrieren sich auf die Spitzenweine aus der Bordeaux-Gegend, die Premier Grand Cru.
Wertsteigerungen bis 200 Prozent
In Zeiten der Krise gibt es jetzt immer mehr Veranlagungsfirmen, die Wein als Geldanlage anbieten. Nicolas Capéran hat vor drei Jahren die Gesellschaft Patriwine gegründet. Heute hat er bereits mehrere Tausend Kunden: Wir bieten unseren Kunden jede Woche sehr gut platzierte Weine an. Die Kunden kaufen und verkaufen. Und erwecken ihren Weinkeller zum Leben. Die Wertsteigerung wie gesagt ist enorm. 200 Prozent innerhalb von fünf Jahren wenn man gut mitarbeitet. Im Internet kann man die Tagespreise eines Chateau Latour mitverfolgen. Es geht dort zu wie an der Börse meint Patrick Noel.
Doch es sind keine Luftgeschäfte, denn die Weine gibt es wirklich. Sie lagern in riesigen Hangars. Die Produkte sind hinter riesigen Schiebetüren gesichert. Die Kunden können jederzeit vorbeikommen und ihren Wein streicheln, sagt Caperan. Er hat sogar Kunden, die einfach hereinschneien und eine ihrer Flaschen trinken. Dann verringert sich natürlich das Portfolio, aber sie fühlen sich besser.
Angeboten werden generell Weinkeller von 10 bis 50.000 Euro. Das sind 30 bis 150 Flaschen.
Zur Zeit reißen sich die Kunden um ein besonderes Schnäppchen: 48 Flaschen von vier besonderen Weinen. Chateau Lafite, Mouton Rothschild, Haut Brion und Chateau Ausone. Wie gesagt ein Schnäppchen, das in wenigen Wochen eine Preissteigerung von 5 bis 10 Prozent erreichen könnte. Doch wird es länger dauern bis sich kleine Sparer dazu überwinden werden fast 70.000 Euro in 48 Weinflaschen zu investieren.