Experte: Maßnahmen ausreichend

Zweifel an Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen

Kreuzfahrtschiffe gelten zwar als sehr sichere Verkehrsmittel, doch Berichte über die offenbar völlig unzureichend organisierten Rettungsmaßnahmen bei der verunglückten "Costa Concordia" lassen Zweifel über die Sicherheit an Bord aufkommen. Sind die Schiffe ausreichend gesichert? Wird auf den großen Schiffen geschlampt? Ist die Crew zu wenig geschult?

Mittagsjournal, 16.1.2012

Schiffe sollten nicht sofort untergehen

Menschenmassen, Stromausfall, Panik: Jedes Mitglied Schiffscrew werde alle zwei Wochen für solche Situationen trainiert, heißt es seitens der Reederei Costa Kreuzfahrten. Die Schiffe sind generell so gebaut, dass sie nicht sofort untergehen, wenn sie leckschlagen, sagt Adolf Heidrich, Zivilingenieur für Schifffahrtstechnik und Sachverständiger.

Die Schiffe seien durch Schotten so unterteilt, dass bei Verletzung der Außenhaut nur ein kleiner Teil mit Wasser vollläuft. Oder es ginge so langsam vor sich, dass noch genug Zeit bliebe, damit die Passagiere von Bord gerettet werden können. Jedes große Schiff verfügt auch über technische Messgeräte wie ein Echolot, das einen Felsen in der Tiefe erkennen kann - vorausgesetzt, dass man nicht zu schnell unterwegs ist.

Alarm bei Kursabweichungen

Allerdings fahre man heute längst mit GPS und elektronischen Seekarten, auf denen sämtliche Unwägbarkeiten eingetragen sind. Außerdem lösen Überwachungsgeräte bei Abweichungen vom vorgegebenen Kurs sofort Alarm aus, sodass theoretisch nicht passieren kann, sagt Heidrich. Menschliches Versagen könne man aber nie ausschließen. Das sei bei allen technischen Geräten immer der Unsicherheitsfaktor.

Bei den Sicherheitstrainings an Bord sollte normalerweise jeder Passagier wissen, zu welchem Rettungsboot er gehört, pro Boot sollte es einen Verantwortlichen geben, der bei Einsteigen hilft. In der Theorie zumindest.

Dass Crew und Kapitän das Schiff bereits verlassen, bevor alle Passagiere in Sicherheit sind, dürfe niemals passieren, so Heidrich.

Behörden prüfen Unglücksursache

Zurzeit prüfen die Behörden, ob ein technischer Fehler zu dem Unglück geführt hat oder menschliches Versagen.

Dass die Rettungsmaßnahmen chaotisch abgelaufen sind, und dass die Crew unprofessionell agiert hat, darin sind sich jedoch zahlreiche Augenzeugen einig.