Globe-Gewinner Clooney als uneitler Familienvater
Kinostart von "The Descendants"
Bester Film in der Kategorie Drama und bester Hauptdarsteller, der Film "The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten", gilt als einer der großen Gewinner der heurigen Golden Globe-Verleihung vor einer Woche. In dem auf Hawai angesiedelte Familiendrama muss sich ein Vater mit seinen Töchtern zusammenraufen.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 23.01.2012
Traumhafte Strände und Sonnenuntergänge, stets gute Stimmung, einfach nur ein unbeschwertes Feriengefühl. Wenn man an Hawaii denkt, dann meist als paradiesischen Touristenort. Doch mit dieser Vorstellung räumt der wohlhabende Anwalt Matt King (George Clooney) gleich zu Beginn des Films auf: "Das Paradies soll zur Hölle fahren!" Matts Frau liegt nach einem Unfall im Koma und eine unangenehme Sache fliegt auf: Matts Frau hatte eine Affäre.
Doppelbödige Charaktertypen
Eine Familie, die durch eine Katastrophe gezwungen ist, die gewohnten Beziehungen zu überdenken und dadurch letztlich auch wieder zusammen findet: Auf diesem nicht gerade neuen Grundmotiv baut Regisseur Alexander Payne seinen Film auf, entwirft dabei aber einige doppelbödige Charaktertypen. Da hat etwa die ältere Tochter im kratzbürstigem Teenageralter, aber dennoch das Herz am richtigen Fleck, ihr Freund, nicht gerade ein Intelligenzbeweis, ist dennoch sozial und emotional sensibel und da ist schließlich Matt selbst, der die Verantwortung für die Vernachlässigung seiner Familie erkennt und lernt sich selbst, aber auch seiner Frau zu verzeihen.
Tragödie und Komödie
Alexander Payne ist nicht zuletzt mit Filmen wie "About Schmidt" und "Sideways" einer der wenigen Regisseure in Hollywood, die das Auserzählen von Geschichten hochhalten, das Erkenntnisinteresse an nur allzu menschlichem Verhalten in Krisensituationen, das Ausbalancieren von Tragödie und Komödie und nicht zuletzt die Arbeit mit Schauspielerin in anspruchsvollen Rollen.
Die Melancholie des Soundtracks - übrigens ausschließlich mit Songs aus Hawaii bestückt - täuscht. Hier wird eine bittere Realität als Entwicklungsgeschichte jenseits von Ansichtskartenromantik verhandelt. Ein Mann findet zu sich selbst. Manchmal beginnt das richtige Leben eben erst etwas später.