Staus programmiert

Olympisches Verkehrschaos in London

In weniger als einem halben Jahr beginnen die Olympischen Spiele in London. Der Themsemetropole droht nach Untersuchungen von Experten gleich zu Beginn ein Verkehrschaos. Die Staus in der ohnehin schon häufig verstopften Stadt werden während der Spiele um ein Drittel zunehmen, heißt es in einem Bericht des Verkehrssysteme-Anbieters Inrix.

3.02.2012

Aus London,

Gewerkschaft hat Forderungen

Pendler befürchten lange Wartezeiten bei den U-Bahnstationen, die mehr als 100 Jahre alte "Tube" arbeitet im Alltag ständig über der Kapazitätsgrenze. Der Transport gilt schon lange als Achillesferse der Spiele, die Olympia-Organisatoren und die Nahverkehrsanbieter sind aber überzeugt, dass London diese Herausforderung ohne Probleme meistert - wenn nicht das U-Bahn-Personal streikt. Die Gewerkschaften fordern für den Olympia-Einsatz eine großzügige Überstundenpauschale und einen Bonus, bis jetzt gibt es noch keine Einigung.

Sechs Millionen Besucher erwartet

London hat rund sechs Millionen Einwohner, in den drei Wochen während der Olympischen Spiele werden nochmal so viele Besucher erwartet. Sie werden die Straßen bevölkern und die öffentlichen Verkehrsmittel verstopfen, das ist die Hauptsorge der Pendler, die sich jetzt schon tagein tagaus in völlig überfüllte U Bahnen und Züge quetschen müssen.

Flucht vor Verkehrsdesaster

Vor der Station London Bridge, einer der wichtigsten Bahnhöfe für Olympia Besucher, hat kaum einer ein gutes Wort für die Londoner Verkehrspolitik übrig, an die Olympischen Spiele möchte man noch gar nicht denken: "Ein Desaster, wenn sie Pendler sind, wissen sie wie hart es schon an normalen Tagen ist. Das wird nicht einfach, aber was sollen wir machen? London steht ja jetzt schon im besten Fall still, es wird mit den Spielen noch schlimmer, ich werde die Stadt in dieser Zeit meiden."

Acht Milliarden Euro Investitionen

"Transport for London", der Nahverkehrsanbieter, hat rund acht Milliarden Euro in die Verbesserung und den Ausbau des Streckennetzes investiert und glaubt, für den Ansturm gerüstet zu sein. Ben Plowden von "Transport for London" räumt ein, dass es an bestimmten Punkten zu Wartezeiten von bis zu 30 Minuten kommen werde, aber von einem Chaos könne gar keine Rede sein. Ben Plowden: "An den geschäftigsten Tagen werden wir bis zu drei Millionen Fahrten zusätzlich haben, es wird viel los sein, aber wenn die Pendler vorausplanen, wird das machbar sein."

Echte Herausforderung für Autofahrer

Der Verkehrssysteme Anbieter Inrix kommt hingegen zu einer vernichtenden Analyse was den Individualverkehr betrifft. Autofahrer in London würden an den ersten drei Olympia Tagen im Dauerstau stecken, auf den Hauptstraßen werde die durchschnittliche Geschwindigkeit nicht einmal 20km/h betragen. Der Start der Olympischen Spiele kollidiert mit einem der Haupt-Reisewochenenden in Großbritannien und kurz nach dem Start der Wettbewerbe ist das Straßen-Radrennen der Männer angesetzt, bei dem wichtige Teile der Stadt für den Straßenverkehr gesperrt werden müssen.

Firmenpersonal arbeitet zu Hause

Transport for London weist die Vorwürfe zurück. Die von Inrix vorgelegten Ergebnisse seien nicht fundiert und basierten auf "falschen Annahmen". Der Nahverkehrsanbieter versucht mit einer Aufklärungskampagne und in enger Zusammenarbeit mit den größten Arbeitgebern der Stadt, die Pendlerströme zu verringern. Ben Plowden: "Wir fragen die Firmen, kann euer Personal an bestimmten Tagen von zu Hause arbeiten, später zur Arbeit kommen oder nach Büroschluss länger arbeiten, wir müssen den Menschen klarmachen, wie viel in London los sein wird. Wenn jeder seinen Beitrag leistet, können die meisten Staus verhindert werden."

Motivationsschub für U-Bahn Personal

Das U-Bahn-Personal soll mit einer Führung durch die Sportstätten von seiner wichtigen Aufgabe bei den Spielen überzeugt werden, die Gewerkschaften bevorzugen einen Motivationsschub in finanzieller Hinsicht, großzügige Überstunden-Pauschalen und Boni sollen die Mitarbeiter für ihren Olympia-Einsatz entschädigen. Mit "Transport for London" gibt es noch keine Einigung - ein weiteres Hindernis in den letzten Monaten vor Beginn der Spiele.

Bürgermeister Boris Johnson appelliert – vermutlich schon in weiser Voraussicht - zu Fuß zu den Spielen zu gehen, mehr als 50 Routen zum Olympischen Park hat sein Büro zusammengestellt. Schweißtreibender als sich in der U-Bahn zu drängeln, kann dieser Marsch auch nicht sein.