Weltatlas zu den erneuerbaren Energien

Der Desertec-Atlas

Das erste große Sonnenkraftwerk soll jetzt statt wie geplant in Marokko in Tunesien entstehen, verkündete die Desertec Foundation. Bis zu 2000 Megawatt Strom soll dort erzeugt werden und über Italien nach Europa fließen. Desertec präsentiert sich als ganzheitliches Lösungskonzept zur Gewinnung sauberen Stroms und liefert Ansätze wie man mit Energieproblemen und Klima umgehen sollte.

Verfährt die Menschheit weiter wie bisher, so wird sie bis 2050 drei Erden brauchen, um ihren Ressourcenverbrauch zu decken, warnen die Autoren des Desertec-Atlas zu Beginn. Wissenschaftler seien sich einig: Bis 2050 müssen wir auf erneuerbaren Energien umsteigen, zumindest teilweise, sonst gebe es unumkehrbare gravierende Folgen für das Klima.

Immer mehr Solaranlagen

An erster Stelle strahlt die Sonne, der größte natürliche Energielieferant. Genutzt wird die Energie der Sonne längst beispielsweise mittels Photovoltaik: Bei Systemen auf Hausdächern wird Sonnenlicht über Solarzellen unmittelbar in elektrischen Strom umgewandelt. Die Produktion von Solaranlagen hat sich hierzulande in den letzten zehn Jahren beinahe vervierfacht, ein Großteil der Solaranlagen wurde in Privathaushalten installiert.

4,5 Millionen Quadratmeter Solarkollektoren haben 2010 in Österreich Energie durch Wärme produziert - in Zahlen: über 3000 Megawatt. Rechnet man die Gesamtleistung der heimischen Donaukraftwerke zusammen, liegt diese knapp über 2000 Megawatt.

Bei Solarthermischen Kraftwerken beispielsweise werden die Sonnenstrahlen durch Spiegel in verschiedenen geometrischen Formen gebündelt.

Das Stromnetz der Zukunft

In Kalifornien entsteht derzeit das größte Solarkraftwerk der Welt. Es soll die Leistung eines Kernkraftwerkes haben, ein Drittel des Energiebedarfs in Kalifornien soll bis 2020 durch erneuerbare Energien abgedeckt werden. Im Moment beträgt die Kapazität von solarthermischen Anlagen weltweit circa 1 Gigawatt, die Anlagen, die derzeit in Bau sind, sollen 15 Gigawatt Energie liefern, alleine die deutschen Kernkraftwerke kommen vergleichsweise auf 20 Gigawatt.

In einer anschaulichen Grafik zeichnen die Autoren das Stromnetz der Zukunft: Es besteht aus kleinen autarken Mikronetzen, Häuser mit Solaranlagen liefern durch solarthermische Kollektoren Warmwasser für sich und die Nachbarschaft. Bürogebäude und Wohnsiedlungen nutzen Solaranlagen, weil diese nicht nur praktisch, sondern auch dekorativ und ästhetisch - und in Zukunft vielleicht sogar schick sind. Diese dezentralen Kreise sind an ein großes Netzwerk angeschlossen, das sich die Energie beispielsweise aus Industriekraftwerken und Windparks holt. Die Autoren betonen das Speichern der Energie, nur so kann zwischen Verbrauch und Erzeugung ein Gleichgewicht bestehen.

Speichermöglichkeiten

An erster Stelle sind hier Pumpspeicherwerke zu nennen. Dazu muss die Elektrizität über große Entfernungen zur Speicherung transportiert werden können, zum Beispiel nach Norwegen, das über hohe Speicherkapazitäten verfügt. Eine weitere Speichermöglichkeit könnten in Zukunft Elektromobile darstellen, deren Zahl voraussichtlich stark steigen wird und die daher über wachsende Speicherkapazitäten verfügen werden.

Der Desertec-Atlas liefert einen Überblick, wie sich die Energieversorgung in Zukunft aus Wasserkraft, Windenergie, Erdwärme und Sonneneinstrahlung zusammensetzen sollte und betont die Sicherheit dieses Projektes, denn die fossilen Energielieferanten auf der Welt werden immer knapper.

Bunter Überblick

Auf die öffentliche Kritik, das Projekt sei aufgrund der riesigen Solarkraftwerke in afrikanischen Wüsten neokolonial, gehen die Autoren nicht wirklich ein. Auch das Thema Kosten - die bis zum Jahr 2050 auf 400 Milliarden Euro geschätzt werden - wird klein gehalten. Der Gefahr des Ressourcenfluches, also dass Rohstoffreichtum dem exportierendem Land mehr schadet als nützt, werden nur Zahlen entgegengehalten.

Der Desertec-Altas bietet einen bunten Überblick mit Grafiken, Unmengen an Zahlen und Infoboxen. Was fehlt, sind kritische Stimmen und Pläne zur konkreten Umsetzung. Erneuerbare Energien sind die Zukunft, sie nur - wie die Autoren - durch die rosarote-Sonnenbrille zu sehen, kann aber auch nicht zielführend sein.

Service

"Der Desertec-Atlas. Weltatlas zu den erneuerbaren Energien", herausgegeben von der Deutsche Gesellschaft Club of Rome e.V. in Kooperation mit der Desertec Foundation, Europäische Verlagsanstalt

Club of Rome - Desertec-Atlas
Desertec Foundation