Elf Oscar-Nominierungen für "Hugo Cabret"

Scorseses Hommage an Georges Méliès

Mit seinen fiktiven Kinogeschichten schrieb der französische Filmemacher Georges Melies zu Beginn des 20 Jahrhunderts Kinogeschichte. Ihm setzt der US- Regisseur Martin Scorsese nun in seinem neustens Film "Hugo Cabret" ein Kinodenkmal, das auf der Buchvorlage "Die Entdeckung des Hugo Cabret" des US-amerikanischen Autors Brian Selznick beruht.

Mittagsjournal, 04.02.2012

Visionär und Magier und vor allem: der erste Filmemacher, der die Zauberkraft des Kinos erkannte, also sein Wesen, die Wirklichkeit hinter sich zu lassen und Träume auf die Leinwand zu bringen. Georges Méliès gilt heute als der Pionier des fiktiven Lichtspiels, ein Mann der mehrere hundert Kurzfilme gemacht hat, in denen er schon früh mit Tricks und Effekten arbeitete. Am bekanntesten: Die Reise zum Mond."

Die Lebensgeschichte von Georges Méliès (Ben Kingsley) ist das Rückgrat des Films "Hugo Cabret", der aus der Perspektive des 12-jährigen Waisenkindes Hugo (Asa Butterfield) im Jahr 1931 erzählt wird. Hugo lebt auf dem Bahnhof von Montparnasse, wartet dort sämtliche Uhren, ist fasziniert von Mechanik aller Art und möchte einen von seinem Vater zurückgelassenen Automatenmenschen reparieren.

Viele Stummfilmmotive

Regisseur Martin Scorsese macht hier eine Verneigung vor den Tüftlern dieser Welt, Uhren-Liebhaber, Spielzeugfanatiker oder Kinopioniere, hier wird technischer Faszination mit liebevollen Verweisen eine Seele eingehaucht. Allein der Bahnhof ist ein Kosmos für sich, voller Motive des Stummfilms, der Bahnhofsvorsteher mit Metallprothese als Slapstick-Figur, ein Blumenmädchen, dem schon Chaplin gehuldigt hat, schließlich das spektakuläre Zugsunglück am Gare du Montparnasse von 1895.

"Es ging darum, eine Kinderwelt zu entwerfen", meint Martin Scorsese. Scorsese lässt Hugo jenen George Méliès aufspüren, dessen Karriere mit dem Ersten Weltkrieg endete, der verarmte, dessen Werke verloren gingen oder zerbröselten. Kein Zufall, denn seit langem engagiert sich auch Martin Scorsese für die Bewahrung alter Filme.

Filmhistorische Klammer

Scorsese hat seine Hommage an die Mechanik und das frühe Kino im digitalen 3-D-Format gedreht und dabei eine wunderbare filmhistorische Klammer gefunden. Den 3-D-Effekt des Mediums hatten nämlich schon die Brüder Lumière erlebt, als sie 1896 die Einfahrt eines Zuges im Bahnhof von La Ciotat von vorne filmten, und die Kinobesucher damals, vor lauter Schreck überrollt zu werden, fluchtartig das Kino verließen. Eine Anekdote, die sich Kinoliebhaber Scorsese natürlich nicht entgehen lässt.

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Hugo Cabret