"Zounk!" von Billy Roisz

Musikvideo bei der Berlinale

Es ist der mit Spannung erwartete Auftakt zur großen Filmfestivalsaison, wenn am Donnerstag, 9. Februar 2012, in Berlin die 62. Auflage der Berlinale eröffnet wird. Insgesamt werden im Rahmen des heurigen Festivals 395 Produktionen gezeigt, darunter auch einige österreichische Filme.

Fünf Dokumentar- und Spielfilme aus Österreich gastieren in den Programmschienen Panorama und Forum, allesamt außerhalb des Wettbewerbs. Der einzige österreichische Film, der sich Hoffnung auf einen Bären machen darf, ist dabei ein Kurzfilm: Das Musikvideo "Zounk!" der Experimentalfilmemacherin Billy Roisz, das im Wettbewerb um den Bären für den besten Kurzfilm läuft.

Kulturjournal, 08.02.2012

Rhythmisch zur Musik pulsierende Farbcluster. Das Bild als Übersetzung von Klangstrukturen. Billy Roisz hat für ihr Musikvideo "Zounk!" den Song "eisenwalzer" der österreichischen Band Breaking Heart Collector in seine musikalischen Einzelteile zerlegt und diese in ein dichtes Bild-Tongewebe übersetzt.

Es ist das Resultat eines technischen Arbeitsablaufes. Jede einzelne Musikspur erhält im Bild ein Feedback. Setzt etwa die Gitarre auf der auditiven Ebene ein, so ist im selben Moment im Bild eine Reaktion darauf zu sehen. Das Tonsignal wird dafür mittels technischer Apparatur auf die visuelle Ebene übertragen, erklärt Roisz.

Wie im Musikstück werden auch auf der Bildebene die einzelnen Spuren zusammengeführt und ineinander montiert. Auditive und visuelle Ebene werden so verschränkt, greifen ineinander und werden zu einem pulsierenden Ganzen.

Video und Musik

Billy Roisz gehört seit Jahren zu den produktivsten österreichischen Künstlerinnen im Experimentalfilmbereich, wobei der Experimentalfilm selbst nur einen Teil ihrer Arbeit ausmacht. Roisz verbindet Video und Musik, kreiert selbst Sounds. Tritt im Rahmen ihrer Performances live auf und realisiert Installationen. Teilweise werden dabei einzelne Ideen auch in unterschiedliche Ausdrucksformen kanalisiert.

So realisierte die Künstlerin 2009 etwa den Festivaltrailer für die Diagonale und präsentierte zeitgleich - in direktem inhaltlichem Zusammenhang - eine Installation im Kunsthaus Graz. Doch so fließend Roisz zwischen den verschiedenen Kunstformen wechselt, so strikt ist auch die Trennung im Arbeitsprozess.

Berlin Recyclers

Ganz anders als Billy Roisz Musikvideo "Zounk!" präsentiert sich der Kurzfilm "Berlin Recyclers" von Nikki Schuster, der ebenfalls im Rahmen der heurigen Berlinale zu sehen ist. Fotos werden hier in einer Sequenz montiert, führen über eine Gasse, entlang einer Graffitiwand hin zu einem Backsteingebäude. Zoomen hinein in eine kleine Nische im Gemäuer, wo Schuster Animationen platziert. Digital animierte Figuren, zusammengebaut aus Müll: aus Fundstücken, von Schuhsohlen über Flaschendeckel bis hin zu kleinen, teils undefinierbaren Metallteilen.

Es ist dies der dritte Teil einer Kurzfilmreihe, in der sich Schuster einzelnen Städten über deren Abfallprodukte nähert. Eine Spurensuche entlang der aussortierten Reste der Konsumgesellschaft, wie die in Berlin lebende Filmemacherin erzählt. Wie in ihren Animationen, arbeitet Schuster auch auf der Tonebene (sozusagen) mit found footage. Geräusche, Klänge und Musik, die die jeweilige Stadt prägen, die Schuster aufsaugt und ihren Videos zur Soundkulisse verwebt.

Wie in "Zounk!" beeinflussen sich so auch in "Berlin Recyclers" Ton- und Bildebene. Wirken - wenn auch auf höchst unterschiedliche Art und Weise - aufeinander ein. Billy Roisz' "Zounk!" läuft bei der Berlinale im Wettbewerb um den Bären für den Besten Kurzfilm. Nikki Schusters "Berlin Recyclers" ist in der Nebenschiene "Berlinale Generation" zu sehen.

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