Johann Nepomuk Nestroy - 2012

Nestroy hat sich so manches frische Kleid verdient. Die Reverenz erwiesen ihm: die Sängerin Laura Scherwitzl, der Schauspieler, Kabarettist und Autor Karl Ferdinand Kratzl, das Ensemble "Mischwerk" und Otto Brusatti.

Der größte österreichische Dichter (pardon Grillparzer oder Schnitzler oder Bernhard) wird virtuell, aber höflichst-verehrungsvoll auf das Podium des Großen Sendesaales im RadioKulturhaus gebeten.

13 Wege zu/mit/um Nestroy (sein 150. Todestag ist am 25. Mai): die Liebe und der Staat, der Tod, die Geschlechter, das wundersam Absurde … Texte, Couplets, kleine Szenen, sowie Musik, weiterführend, neu, eine Hommage mit fetzigen und beklemmenden Kompositionen, zum Teil sogar speziell für den Abend erstellt.

Mischwerk mit Schlagzeug, Harmonika, Bass und Klarinette, Gitarre und Stimmen / Soli aus Texten und Gesangspartien auch in recht ungewöhnlicher Begleitung.

Laura Scherwitzl zum ersten Mal hierorts auf der Bühne. Ein Shooting Star der nur scheinbar leichten Genres und für den nur scheinbar leichten Nestroy. Ein paar Erinnerungen von ihr, so eine kleine Positionierung heute von jemandem, der sich in einem der heikelsten Genres positioniert. Sie erzählt da:

"Das erste Lied, das ich am Beginn meines Gesangsstudiums lernen wollte, war 'Mein Liebeslied muss ein Walzer sein'. Mein größtes Anliegen war es damals, alle Operettenrollen zu spielen und zu erforschen. Ein paar Rollen wie zum Beispiel Adele, Eliza, Anita und Christel durfte ich nun schon auf der Bühne singen, hauptsächlich am Theater Görlitz (wo ich zur Zeit engagiert bin), aber auch in anderen Häusern, wie in Baden bei Wien, in Bad Ischl, und jetzt zuletzt im Münchner Prinzregententheater. Es ist mir ein besonderes Anliegen, das so genannte 'leichte Fach' auf hohem Niveau, das heißt musikalisch, technisch sauber und vor allem mit viel Herz dem Publikum nahezubringen. Mittlerweile hat sich dieses Anliegen auch auf die Oper ausgeweitet."

Laura Scherwitzl hat viel vor in einem manchmal etwas scheel angesehen Genre, das aber ein Publikum hat, das bei anderen Musiktheaterformen seinesgleichen sucht.

"Ich bin glücklich, dass ich bereits Nuri in 'Tiefland', den Amor in Glucks 'Orpheus und Eurydike' und das 'Wildschütz' Gretchen auf der Bühne verkörpern durfte und hoffe in der nächsten Zukunft auch auf Partien wie Susanna und Ännchen. Meine Traumpartie für die noch etwas fernere Zukunft ist die Sophie im 'Rosenkavalier', denn diese Rolle vereint für mich alles, was mit Singen und Oper zu tun hat. Und heuer ist mit einem Kreisler-Abend am Görlitzer Theater ein Ausflug in noch ein ganz anderes Terrain geplant, das mich auch sehr interessiert. Doch ob nun Spieloper, Operette oder Oper oder Lied: Was zählt, ist das Können und das ewige Bestreben, Musik mit Liebe und Zuneigung zu füllen. Deshalb freue ich mich auch sehr, jetzt im RadioKulturhaus mit Nestroy vors Publikum treten zu dürfen, dessen Stücke mich schon als Kind fasziniert haben. Damals sah ich natürlich nur die lustige Handlung und die eingängigen Couplets, inzwischen ist mir ja auch der Hintergrund dieser Possen klar geworden. Nun finde ich es besonders stimmig, dass sich der Bogen rundet und ich hier in meiner Heimatstadt diese Couplets meiner Kindheit präsentieren kann."

Nestroy: Saison haben seine Stücke immer, wenn auch bloß ein halbes Dutzend von ihnen überregional gegeben wird. Die Inszenierungen wurden in den letzten Jahrzehnten mit allen Zeitstilen probiert. In den Schulen werden Nestroy-Stücke noch allemal den damit zumeist überforderten Kindern als angeblicher Einstieg in die leichte Dramatik vorgeworfen. Die Forschungen über Nestroy und seine Zeit stagnieren wie vieles in diesen Literatur-Musik-Bereichen, wo Österreich, wo Wien weltweit führend ist.

Aber jedes Hineinlesen in seine Texte wird bald zur mitreißenden Lektüre. Es sind ja nur scheinbar possierliche oder banal witzige Sachen. Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy (1801-1862), im Privat- und Alltagsleben selbst ein Zerrissener, formuliert oft in verblüffender Metaphorik, was aktuell geblieben ist: das Verzweifelte, das Zweifelnde, das Suchende, das Böse – politisch, zwischenmenschlich. Acht Menschen werden sich dem auf der Bühne mit viel neuer Musik nähern.

Text: Otto Brusatti

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Eine Veranstaltung mit Unterstützung der PRIVAT BANK AG der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.

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Johann Nepomuk Nestroy - 2012
Donnerstag, 19. April 2012
19:30 Uhr
Großer Sendesaal

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