Sorge um Ansehen der Monarchie

Mallorca: König-Schwiegersohn vor Gericht

Auch Spaniens Königshaus hat seinen Korruptionsskandal: Mit großem Medienrummel begann Samstagfrüh in Palma de Mallorca die Einvernahme des Schwiegersohns von König Juan Carlos. Der Herzog von Palma steht unter dem Verdacht, überhöhte Rechnungen an öffentliche Institutionen gelegt zu haben und die Erträge steuerschonend ins Ausland verbracht zu haben.

Mittagsjournal, 25.2.2012

Belagertes Gerichtsgebäude

In der auf zwei Tage anberaumten Vernehmung wird sich entscheiden, ob gegen den 43-Jährigen Schwiegersohn des spanischen Monarchen Anklage erhoben wird. In der Innenstadt von Palma herrscht Volksfeststimmung. Eine Gruppe von separatistischen Jugendlichen hat sich in der Nähe des Gerichtsgebäudes eingefunden. In Sprechchören fordern sie Strafe für alle Steuersünder. Eine Hundertschaft von Polizisten hat Straßensperren errichtet, der Zugang ist nur akkreditierten Journalisten erlaubt. 350 Reporter und Techniker sind vor Ort, sie werden für rund 60 Radio- und Fernsehstationen direkt von den Ereignissen berichten.

Umfangreiche Vorwürfe

Kurz vor neun Uhr früh begann das Medienereignis des Jahres: Nicht eine Hochzeit im spanischen Königshaus, sondern der erste Auftritt eines Familienmitglieds als Beschuldigter vor Gericht erregt so großes Interesse.
Im Mittelpunkt des Medienrummels steht Iñaki Urdangarin, der 43-Jährige Schwiegersohn von König Juan Carlos. Der durch die Ehe mit Prinzessin Cristina zum Herzog von Palma geadelte Profi-Handballer steht im Verdacht, öffentliche Mittel veruntreut zu haben. Es geht um einen Betrag von fünf Millionen Euro, die ohne angemessene Gegenleistungen von Gemeinden und Regionalregierungen an eine Stiftung des Herzogs von Palma überwiesen wurden. Dem Herzog wird außerdem Steuerhinterziehung vorgeworfen, weil Untersuchungsrichter Castro die Spur des Geldes bis in die Steuerparadiese Belize, Liechtenstein und die Schweiz verfolgt hat.

Beteuert Unschuld

Der publicityträchtige Prozess ist eine schwere Belastungsprobe für die Monarchie. König Juan Carlos hatte offenbar frühzeitig von den zwielichtigen Geschäften des Schwiegersohns erfahren und eine Übersiedlung der Familie in die USA organisiert. Urdangarin wurde ein gut dotierter Posten bei Spaniens Kommunikationsreisen Telefonica angeboten, seit drei Jahren lebte er mit Prinzessin Cristina und den vier Kindern in Washington D.C.
Mit ernstem Gesichtsausdruck betrat der frühere Handballer, der zwei Mal olympisches Bronze gewann, das Gerichtsgebäude. In einer kurzen Erklärung beteuerte Iñaki Urdangarin vor den Kameras seine Unschuld. "Ich habe korrekte und transparente Entscheidungen getroffen. Meine Absicht ist es, heute die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ich bin überzeugt, dass meine Erklärung dazu beitragen wird."

Ansehen der Monarchie gefährdet

Durch die Einvernahme des Beschuldigten, der zurzeit im Gericht von Palma de Mallorca mehreren Staatsanwälten Rede und Antwort steht, soll Licht in einen Korruptionsfall gebracht werden, in dem der frühere Regionalpräsident der Baleareninseln Jaume Matas auf der Anklagebank sitzt. Auf die Frage, wieso die Inselregierung Urdangarin für die Organisation von zwei Tagungen eine Millionengage überwiesen hat, antwortete der Ex-Politiker: Mit dem Schwiegersohns des Königs habe man nicht über Kosten verhandelt.
Auch die Tochter von König Juan Carlos ist als Mitbesitzerin der inkriminierten Firmen in den Fall verwickelt.

Das Ansehen der spanischen Monarchie, die als Institution von der Bevölkerung immer noch hoch eingestuft wird, könnte im Fall einer Anklage Urdangarins Schaden nehmen. Der Chef der kommunistischen Vereinten Linken zollt dem Herzog von Palma ironischen Tribut: Urdangarin habe für die Republik mehr getan, sagt Cayo Lara, als viele seiner Parteigenossen in den letzten Jahren.