Kopenhagens Riviera
Strandvejen
Der Strandvejen beginnt gleich nördlich von Kopenhagen. Über 50 Kilometer führt die alte Küstenstraße idyllisch am Öresund entlang nach Helsingör im Nordosten der Insel Seeland. Eine Fahrt am Strandvejen ist in vielerlei Hinsicht spektakulär.
8. April 2017, 21:58
Entlang der kurzen Strecke reihen sich nicht nur luxuriöse Städte mit klassizistischen Herrenhäusern und ehemalige Fischerdörfer mit pittoresken Häuschen und Häfen aneinander, am Strandvejen liegen auch einzigartige Kunstmuseen und Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes. Sehens- und erlebenswert ist darüber hinaus die moderne Architektur aus den 1930er Jahren von Meistern des dänischen Designs wie Arne Jacobsen.
Fischerhäuser und Sommervillen
Bis heute findet man auf weiten Abschnitten der alten Küstenstraße beides nebeneinander: die geduckten, strohgedeckten alten Fischerhäuser und die stilvollen Sommervillen mit ihren Erkern und Balkonen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es im Großbürgertum der nahen Hauptstadt Kopenhagen schick geworden, sich am Strandvejen elegante Domizile für die Sommermonate bauen zu lassen.
Der Lokalhistoriker Kjeld Damgaard kennt am nördlichen Strandvejen jedes, wirklich jedes Haus. In mehreren reich bebilderten Büchern hat er die Geschichte dieser Häuser und der Menschen, die in ihnen lebten und leben, liebevoll dokumentiert.
"Hier am Hafen von Snekkersten, gleich über der Straße, reihen sich die ehemaligen Fischerhäuser aneinander. Die Fischer mussten ja möglichst nahe am Wasser und bei ihren Booten leben. Und unmittelbar dahinter auf der Anhöhe über den Fischerhäusern stehen die Sommervillen. Für die war die Aussicht auf den Sund und hinüber nach Schweden wichtig."
"Hygge" meint Behaglichkeit
Ohne Ausnahme sieht man den Häusern an, dass sie von Menschen bewohnt werden, denen Stil und Wohnkultur wichtig sind. Aber obwohl die Preise dieser Fischerhäuser und Sommervillen heute enorm hoch sind, wirkt keines von ihnen auch nur annähernd protzig. Sie wirken vielmehr einfach "hygge". Das dänische Wort "hygge" ist allerdings schwer zu übersetzen. Es bedeutet in etwa "Wohlbefinden verbreiten". Die positiven Gefühle, die mit hygge verbunden werden, gelten als ur-dänische Befindlichkeit.
Das Behagliche gehört geradezu zum Nationalcharakter der Dänen. Wer am Strandvejen durch Tarbaek, Rungsted, Humlebaek oder eines der anderen schmucken Städtchen und Dörfer spaziert, weiß warum: Immer wieder schaut man durch offene Fenster in helle freundliche Räume. Abends brennt in vielen Wohnzimmern ein Feuer im Kamin. Und fast überall scheinen sich die Bewohner angeregt zu unterhalten.
Ikonen modernen Designs
So viel Niedliches auf einmal könnte anderswo nur zu leicht ins Kitschige kippen. Aber nicht am Strandvejen nördlich von Kopenhagen. Dafür sorgt unter anderem auch die Tatsache, dass gleich neben den hübschen Häuschen so manche Ikone der modernen Architektur und des klassischen Designs zu finden ist. Zum Beispiel in Skovshoved und in Klampenborg.
Kystvajen 24, Skovshoved, lautet die Adresse, an der ein Gebäude zu finden ist, das 2006 mit dem Preis für Europäisches Kulturerbe ausgezeichnet wurde. Die Tankstelle von Arne Jacobsen sieht aus, als wäre sie ein ganz modernes Gebäude. Dabei hat der berühmte dänische Stardesigner und Architekt sie bereits in den 1930er Jahren gebaut.
Zwei Autominuten oder wenige Radminuten weiter am Strandvejen liegt im noblen Klampenborg gleich die nächste Ikone funktionalistischer Architektur. Mit der Siedlung Bellavista hat Arne Jacobsen ab 1932 ein ganzes Stadtviertel nach seinen Ideen geschaffen - mit Geschäften, einem Theater und Badeanlagen am gleichnamigen Strand. Und weißen Wohnhäusern mit großen Fensterflächen hin zum Meer. Bellavista ist anzusehen, wie sehr Arne Jacobsen zumindest anfangs von Le Corbusier fasziniert war.
Für das Bellevue-Theater hat sich Arne Jacobsen von dem schönen Ort inspirieren lassen, an dem es gebaut wurde. Vom Himmel, der unmittelbar ins Theater geholt werden kann, weil sich das Dach vollständig öffnen lässt. Und vom Meer, dessen Wellen in den abgerundeten Lehnen der Sesselreihen nachklingen.
Baden auch im Winter
Das Meer spielt am Strandvejen überhaupt eine wesentliche Rolle. Und mit dem Meer der Wassersport. Es wird viel gesegelt, gerudert und geschwommen. Immer mehr Leute gehen das ganz Jahr hindurch ins Wasser, sogar im Winter. Das fühle sich an wie ein Schuss Champagner direkt ins Blut, heißt es am Strandvejen.
Service
Monika Witkowska, Joanna Hald, "Dänemark vis à vis" Verlag Dorling Kindersley, 2010
Visitdenmark
Villa Brinkly
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