Ergebnisse des Probedurchlaufs

Schlechtes Zeugnis für Zentralmatura

Einige Schulen haben bereits auf eigene Faust das neue System der Zentralmatura ausprobiert, mit bescheidenen Ergebnissen. Vor allem in Mathematik, wo es noch keine offiziellen Schulversuche gibt, sind die erstens Tests gar nicht gut ausgefallen. Trotz heftiger Kritik hält Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) aber an ihrem Zeitplan fest.

Mittagsjournal, 23.3.2012

Multiple-Choice-Fragen

In zwei Teile soll die neue Mathematik-Matura aufgeteilt sein. Der erste Teil soll unter anderem aus Multiple-Choice-Fragen bestehen, bei denen die Schülerinnen und Schüler eine oder mehrere richtige Antwortmöglichkeiten ankreuzen müssen. Dabei soll Basiswissen der Mathematik abgefragt werden. Hans-Stefan Siller, der zuständige Projektleiter für die Mathematik-Matura bei den AHS vom Bildungsforschungsinstitut BIFI, nennt ein Beispiel: "Es geht darum, dass der Schüler oder die Schülerin eine Graphik interpretieren können soll und dies in der Multiple-Choice-Antwort dann korrekt ankreuzen müsste. Da kann man beispielsweise die Fläche unter einer Kurve vorgeben und fragen, wie man diese Fläche mit Hilfe des Integrals berechnen könnte oder was eine korrekte Darstellung mit Hilfe des Integrals dieser Fläche ist." Außerdem müssen die Schüler auch Lückentexte ausfüllen.

Interpretationsfragen

Teil zwei der neuen Mathematikmatura soll ausschließlich aus offenen Fragestellungen bestehen. Dabei steht die Orientierung am Alltag im Vordergrund: Die Schüler und Schülerinnen müssen zum Beispiel den Bremsweg eines Autos berechnen und ihre Ergebnisse mit Worten argumentieren.

Fast hundert Prozent Nicht-Genügend

Das Bundesgymnasium und Realgymnasium in St. Veit an der Glan ist eine jener Schulen, an der man die Schüler und Schülerinnen bereits im Rahmen von Schularbeiten auf die neue Mathematikmatura vorbereiten will. Doch mit den neuen Prüfungsaufgaben gab es hier einige Startschwierigkeiten: Bei einer Schularbeit in einer sechsten Klasse wurden von 13 Arbeiten zwölf mit "Nicht-Genügend" beurteilt.

Schüler und Schülerinnen anderes gewöhnt

Warum fällt die Umstellung auf die neuen Aufgaben vielen Schülern so schwer? Der Mathematiklehrer der Klasse Fritz Kaplan: "Die Schüler haben vor allem mit den Texten und den Testformaten in Form von Multiple-Choice oder Interpretationsfragen ihre Schwierigkeiten. Das sind sie nicht gewöhnt. Sie haben in der Unterstufe und teilweise in der fünften auch noch die, unter Anführungszeichen, normalen Prüfungsmethoden der Mathematik kennen gelernt." Und die bestanden allesamt aus Einzelbeispielen zu je einem Themenbereich der Mathematik. Vor allem das schriftliche Interpretieren und Argumentieren der Ergebnisse war weniger gefragt.

Trotz Kritik keine Verschiebung

Kaplan ist wie viele andere Lehrer und Lehrerinnen verunsichert und wünscht sich eine Verschiebung des Einführungstermins. Doch die ist nicht in Sicht. Ab 2014 soll offiziell auf die Zentralmatura umgestellt werden. Damit bekommen alle Schülerinnen und Schüler in ganz Österreich die selben Aufgaben zur Matura. Trotz heftiger Kritik hält Bildungsministerin Schmied an diesem Zeitplan fest. Aber auch wenn die neue Mathematik-Matura gesetzlich bereits auf Schiene ist; vor einigen inhaltlichen Punkten steht zumindest bei Lehrern und Schülern derzeit noch ein großes Fragezeichen.