37 Stücke in 37 Sprachen

Globe Theatre im Shakespeare-Rausch

London ist heuer der Austragungsort der Olympischen Spiele, und da soll es auch theatral olympisch zugehen. Das Globe Theatre am Südufer der Themse bringt das Gesamtwerk des großen Stradforders William Shakespeare auf die Bühne.

37 verschiedene Gruppen werden in 37 Sprachen die Stücke Shakespeares im berühmten originalgetreu nachgebauten Fachwerk-Freilufttheater aufführen. Und dem nicht genug, das Shakespeare Globe Theater soll ab nächstem Jahr durchgehend in Betrieb sein. Geplant ist ein Anbau im Stil des jakobinischen Theaters. Die Besucher dürfen dann im Kerzenschein Shakespeare in authentischer Umgebung genießen.

Kulturjournal, 02.04.2012

William Shakespeare ist nicht nur der größte Dichter Englands, er gilt als einer bedeutendsten Dramatiker der Weltliteratur. Seine Geschichten werden in allen Winkeln der Welt nacherzählt. Das "Globe to Globe"-Festival lädt darum Theatergruppen aus 37 Ländern ein, in London aufzutreten. Den "Sommernachtstraum" gibt es auf Koreanisch, große Häuser wie das Griechische Nationaltheater präsentieren "Perikles", aber auch kleine freie Produktionen wie das Zwei-Personen-Stück "Zwei Herren aus Verona" sind zu sehen. Es wird in Shona, einer Sprache die in Simbabwe gesprochen wird, aufgeführt.

Es sei eine neue Übersetzung, sagt Tom Bird, der Direktor des Globe to Globe Festivals: "Es gibt eine ganze Reihe an neuen Übersetzungen auf dem Festival. Eine Produktion aus dem Südsudan ist auf Juba-Arabisch; es ist das erste Mal, dass Shakespeare formal in diese Sprache übersetzt wurde. Es gibt also einige Premieren in jeder Hinsicht."

Keine komplizierten Bühnenbilder

Logistisch gesehen ist die Abwicklung der Aufführungen erstaunlich einfach, das Freilufttheater am Südufer der Themse ist Shakespeares Zeiten originalgetreu nachempfunden. Damals gab es keine komplizierten Bühnenbilder, sagt Tom Bird, wichtig waren Sprache, Kostüme - und natürlich Schauspiel: "Wir haben keine großen Bühnenbauten, wir haben keine Scheinwerfer und wir verwenden keine komplizierten Soundeffekte. Alle Theatergruppen können hier auftreten auch jene, die auf dem Dorfplatz oder in einem Schloss oder sonstwo spielen."

Es sei fast keine Vorbereitungszeit notwendig, sagt Bird, die Gruppen kommen an, spielen zwei Stücke pro Tag und reisen wieder ab. Tom Bird hat keine Sorgen, dass einzelne Sprachen vielleicht weniger Publikum anziehen - wer schaut sich zum Beispiel "Heinrich VI Teil 3" auf Mazedonisch an?

"Wir haben so viele verschiedene Gemeinschaften hier in London", so Tom Bird. "Wir sind in Kontakt mit den einzelnen Botschaften und Kulturgruppen; außerdem haben wir ein Publikum in London, das sich für ausländische Produktionen interessiert und wie auf Bühnen in anderen Ländern gearbeitet wird."

Für umgerechnet rund 120 Euro können Shakespeare-Liebhaber alle Stücke sehen, allerdings erfordert dieses olympische Ticket für 37 Aufführungen körperliches Durchhaltevermögen - es sind Stehplätze. Man kann aber auch mit einem Biathlon anfangen und sich steigern, sagt Festival-Direktor Tom Bird.

Kronleuchter mit echten Kerzen geplant

Keine Ruhepause gönnt sich das Globe nach der Sommersaison, seit längerem wird an einem Plan gearbeitet, das elisabethanische Globe um ein jakobinisches Theater mit Logenplätzen zu bereichern. Damit seien Aufführungen in einem Ambiente möglich, für das Shakespeare Stücke wie "Der Sturm" ursprünglich geschrieben habe, sagt Farah Karim Cooper, Chefin der Shakespeare-Globe-Forschungsabteilung: "Das Theater wird eine Holzkonstruktion aus Eiche sein, so wie das Globe, die Fassade wird etwas stärker ausgestaltet sein."

Zwölf Kronleuchter mit echten Kerzen sollen die Zuschauer in die Zeit Shakespeares und jakobinischer Dramen versetzen, alles soll so originalgetreu wie möglich sein, sagt Karim Cooper: "Wir arbeiten eng mit der Londoner Feuerwehr zusammen, damit wir Aufführungen im Kerzenlicht anbieten können. Es wird spannend sein zu sehen, wie Kostüm und Make-up dann wirken."

Umgerechnet 9 Millionen Euro kostet der Bau des Jakobinischen Theaters, das Shakespeare Globe bekommt keine staatliche Förderung und muss die Mittel selbst aufbringen. Dank eines anonymen Großspenders ist man vom Endbetrag nicht mehr weit entfernt und dann gehört Shakespeare die Bühne auch im Winter.

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